Das Deutsche Krebsforschungszentrum schickt ein vielversprechendes Duo ins Rennen: Das neue PET/MR-Gerät hat das Potenzial, besonders detailreiche Bilder mit funktionellen Informationen zu kombinieren und damit die Diagnose von Krebs zu verbessern. Zudem unterstützt das Gerät die Krebsmediziner dabei, die am besten geeignete Therapie zu wählen und deren Verlauf zu kontrollieren.
Das kombinierte Verfahren aus Positronenemmissions-Tomografie (PET) und Magnetresonanz-Tomografie (MR) vereint die Möglichkeiten, einerseits die Lage und Größe eines Tumors zu bestimmen und andererseits Informationen über die Stoffwechselaktivität des bösartigen Gewebes zu gewinnen. Der Radiologe erhält auf diese Weise Bilder mit hoher räumlicher Auflösung und scharfen Kontrasten. Der entscheidende Vorteil gegenüber der seit dem Jahr 2000 eingesetzten PET/CT, also der Kombination von PET mit der Computer-Tomografie (CT), ist, dass die Magnetresonanz-Tomografie ohne Strahlenbelastung auskommt. Zudem lässt sich ein höherer Weichteilkontrast erzielen. Pluspunkte sammelt das Tomografie-Duo auch, wenn es darum geht, Bilder von bewegten Organen wie z. B. der Lunge zu erstellen.
Heinz-Peter Schlemmer sieht ein „riesiges Potenzial“ in dieser technischen Weiterentwicklung der Bildgebung und verweist auf die Chancen in puncto personalisierte Onkologie: „Wir können Gewebestrukturen wesentlich empfindlicher darstellen als bisher. Wir können dadurch den Tumor besser von gesundem Gewebe abgrenzen und auch genauer in seiner Biologie charakterisieren.“ Dieser Informationszuwachs könnte es den behandelnden Ärzten künftig leichter machen, die Therapie, zum Beispiel eine Bestrahlung, genauer an die individuellen Gegebenheiten des Tumors anzupassen. Bei einem Tumor mit guter Prognose blieben dem Patienten damit die Nebenwirkungen einer aggressiven Therapie erspart.
Bislang ist die PET/MR nur an wenigen Standorten im klinischen Einsatz. Von den 30 bis 40 Hybrid-Geräten, die es weltweit gibt, stehen die meisten in Forschungseinrichtungen und Universitätskliniken, um ihr diagnostisches Potenzial zu erforschen. Im DKFZ setzen die Radiologen und Nuklearmediziner die kombinierte Bildgebung in klinischen Studien unter anderem bei Patienten mit Prostatakarzinom ein. Auch bei Patienten mit Multiplem Myelom, Lungen- oder Hirntumoren und mit schwarzem Hautkrebs untersuchen sie die Möglichkeiten der PET/MR.
Schlemmer ist vorsichtig optimistisch. Der Radiologe hat während seiner Tätigkeit am Universitätsklinikum Tübingen hautnah miterlebt, wie sich die PET/MR entwickelt: Im November 2006 veröffentlichte er erstmals PET/MR-Aufnahmen vom Menschen in der Fachzeitschrift „Radiology“. Seit damals einer der ersten Prototypen des Hybrid-Geräts zum Einsatz gekommen ist, hat sich in der Medizintechnik viel getan. „Für die Weiterentwicklung haben wir mit Siemens Healthcare schon über viele Jahre einen starken Partner an der Seite“, freut sich der Radiologe. Dass diese noch längst nicht abgeschlossen ist, ist ihm dabei bewusst.
Ob aus PET und MR langfristig ein Traumpaar wird, vermag Schlemmer noch nicht abzusehen, denn über den medizinischen Nutzen hinaus spielen auch andere Aspekte eine wichtige Rolle. So gilt es nicht nur, diverse technische Herausforderungen zu meistern, sondern auch, das medizinische Personal in das komplexe System einzuarbeiten. „Außerdem wissen wir derzeit einfach noch nicht, ob der Mehrwert durch das neue Verfahren letztlich dem ökonomischen Druck im Gesundheitssystem standhalten kann.“
(Deutsches Krebsforschungszentrum, 15.04.2013 – NPO)