In einem komplexen Gebäude einen bestimmten Ort zu finden, kann zu einer Herausforderung werden. Mal entziehen sich die Raumnummern einer nachvollziehbaren Logik, mal bringt eine phantasievolle oder historisch gewachsene Architektur den Besucher ins Grübeln oder führt zu zeitintensiven Umwegen. Besonders schwer fällt die Orientierung blinden und sehbehinderten Menschen. Aber auch Sehende sind betroffen, zum Beispiel Rettungskräfte, die ein Gebäude im Ernstfall oft zum ersten Mal betreten. Für beide Gruppen entwickelten Wissenschaftler des Instituts für Visualisierung und Interaktive Systeme der Universität Stuttgart prototypische Orientierungs- und Navigationssysteme, die es mittels Smartphone-Apps erleichtern, Ziele auf dem Campus Vaihingen selbstständig und zügig aufzufinden.
Das Projekt ASBUS ging 2009 aus dem früheren Sonderforschungsbereich 627 (Umgebungsmodelle für kontextbezogenen Systeme, NEXUS) hervor und wurde aus Studiengebühren sowie aus Projektmitteln der Universitäts finanziert. Ziel war es, vor allem Menschen mit Seh- beziehungsweise Hörsehschädigungen die gesamte Universität Stuttgart mit innovativen Hilfsmitteln zugänglich zu machen, um ihnen eine selbstständige und selbstbestimmte Navigation auch in unbekannten Bereichen zu ermöglichen. Ein besonderes Augenmerk richteten die Wissenschaftler auch auf statische Barrieren wie beispielsweise Drehtüren oder Fahrradständer, die den Langstock eines blinden Benutzers innerhalb kürzester Zeit unbrauchbar machen können.
Teamwork
Hierzu kartierte das ASBUS-Team in Kooperation mit dem Liegenschaftsamt Baden-Württemberg, dem Universitätsbauamt und dem Dezernat Technik und Bauten der Universität sowie mit Unterstützung studentischer Nachwuchswissenschaftler zunächst die Gebäude der Universität Stuttgart sowie die Außenbereiche in Vaihingen und in der Stadtmitte. Anschließend wurden die mit vielen Detail- und Textinformationen versehenen Daten in ein speziell hierfür entwickeltes digitales, hierarchisches Kartenformat überführt. Parallel dazu entwickelte das Team prototypische Orientierungs- und Navigationssysteme für Menschen mit Sehschädigungen und für Menschen mit Taubblindheit/Hörsehschädigungen.
Dies erfolgte in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen blinden, sehbehinderten sowie taubblinden/hörsehgeschädigten Testpersonen, unter anderem auch im Rahmen eines Drittmittelprojekts in Kooperation mit dem Institut für Konstruktionstechnik und Technisches Design der Universität Stuttgart sowie der Firma Handy Tech Elektronik (Horb/Neckar).