Dass körperliche Aktivität das Risiko für das Auftreten von Herzerkrankungen und die Sterblichkeit vermindern kann, ist schon lange bekannt. „Die genauen Ursachen hierfür aber noch nicht“, macht Dietrich Rothenbacher deutlich, Direktor des Instituts für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm. Jetzt belegt die Studie einer Ulmer Forschergruppe um Rothenbacher, seinen Institutskollegen Richard Peter sowie Thorsten Nikolaus (Agaplesion Bethesda Klinik Ulm) und dem Kardiologen Wolfgang Koenig (Universitätsklinik Ulm) eindrucksvoll: Es gibt zumindest einen direkten Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Herz- und Nierenfunktion.
Fazit der Arbeit, die dieser Tage im „Journal of Epidemiology and Community Health“ veröffentlicht worden ist: Jeder Schritt zählt! Den beteiligten Wissenschaftlern zufolge wurden für die Studie 1253 ältere Menschen untersucht, 57 Prozent davon männlich und sieben Prozent Raucher. „Basis waren einwöchige Bewegungsmessungen, die sehr genaue Rückschlüsse auf die tägliche Gehdauer zugelassen haben“, berichtet Professor Rothenbacher. Anschließend seien dann in den einzelnen Blutproben Entzündungsparameter, Nierenfunktionswerte und Marker für die Funktion des Herzens bestimmt worden.
Günstigere Blutwerte
„Die Ergebnisse zeigen klar, dass aktivere Menschen günstigere Werte bei den weißen Blutkörperchen, dem C-reaktiven Protein, einem Entzündungsmarker, dem Kreatinin und dem Cystatin C, beides Marker für die Nierenfunktion, haben“, sagt Professor Koenig. Gleiches gelte für das Troponin T, einem Marker für Herzmuskelschäden, und das NT-proBNP, einen Marker der Pumpfunktionsleistung des Herzens. „Insgesamt waren alle untersuchten Blutwerte bei höherer körperlicher Aktivität niedriger und damit besser“, so der Kardiologe.
Bemerkenswert überdies: Die Ergebnisse waren auch unter Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren wie Alter und Begleiterkrankungen überraschend deutlich. „Diese Daten unterstreichen eindrucksvoll den Zusammenhang zwischen Gesundheit und Bewegung bei Älteren“, erklärt der Ulmer Mediziner.
Inzwischen ist eine Nachuntersuchung der Studienteilnehmer angelaufen, in deren Zusammenhang neben Befragungen zu Erkrankungen und Medikation wieder objektive Aktivitätsmessungen mit einem Sensor erfolgen, zudem kardiologische Untersuchungen in Kooperation mit Professor Jürgen Steinacker von der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin des Universitätsklinikums. „Nur auf diese Weise lassen sich weitere Erkenntnisse über Auswirkungen veränderter körperlicher Aktivität über die Zeit auf die Gesundheit, insbesondere auf Stürze und Sturzfolgen sowie die Teilhabe am alltäglichen Leben“, unterstreicht Professor Thorsten Nikolaus. Bisher sind dabei nach Angaben der Studienleitung mehr als 400 Teilnehmer untersucht worden. „Wir freuen uns über jeden Teilnehmer, denn für aussagekräftige Ergebnisse brauchen wir möglichst viele Studienteilnehmer.“
(Universität Ulm, 20.02.2013 – NPO)