Ernährung

Ernährung: Wie viel Fett ist gesund?

Die ideale und allgemeingültige Formel für gesunde Ernährung gibt es nicht

Vor allem die Art der konsumierten Fette ist entscheidend - die Menge ist weniger ausschlaggebend. (Foto: Julija Dmitrijeva/ iStock.com)

Auf das Wie kommt es an: Ob Low-Carb oder fettarm – eine ideale Formel für die gesunde Ernährung gibt es hierbei nicht. Denn ob wir mehr Kohlenhydrate oder Fette essen, spielt für die Gesundheit eine geringere Rolle als meist angenommen, wie Wissenschaftler berichten. Stattdessen ist vor allem die Art der konsumierten Fette entscheidend. Ihre Überblicksarbeit zeigt aber auch: Für Menschen mit bestimmten Stoffwechselstörungen könnte tatsächlich eine fettreichere, kohlenhydratärmere Kost empfehlenswert sein.

Welche Ernährungsweise ist die gesündeste? Während die einen auf No-Fat schwören, setzen die anderen auf Low-Carb,  Mittelmeer-Diät oder Steinzeitkost. Einige dieser Philosophien widersprechen sich in ganz grundsätzlichen Annahmen – zum Beispiel in Bezug auf die Frage, ob Fett nun ungesund ist oder fit macht. Das verwirrt viele Menschen, die sich möglichst gesund ernähren möchten.

Dieses Problem haben auch Wissenschaftler um David Ludwig von der Harvard Medical School in Boston erkannt – und nach einer Lösung gesucht. Sie fragten sich: Muss es nicht möglich sein, einen wissenschaftlichen Konsens darüber zu erlangen, wie viel Fett tatsächlich empfehlenswert ist?

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Menge ist nicht so wichtig

Zu diesem Zweck setzte sich ein Team aus Experten unterschiedlicher Fachrichtungen und mit teils konträren Sichtweisen zusammen und wertete die bisherigen Erkenntnisse zu der Thematik aus. Das Ergebnis ist eine Reihe grundlegender Richtlinien, die nach Ansicht der Forscher als Formel für eine gesunde Ernährung dienen können.

Konkret kommen sie zu folgenden Schlussfolgerungen: Ob Low-Carb oder fettarm scheint weniger ausschlaggebend zu sein als vielfach angenommen. „Aktuelle Daten sprechen dafür, dass es kein ideales Verhältnis von Fetten zu Kohlenhydraten in der Ernährung gibt, das für alle ideal ist“, sagen die Forscher. „Hinzu kommt, dass keine Diät oder Kalorienquelle bei allen Menschen die gleichen Stoffwechselwirkungen entfaltet.“

Ein gesundes Körpergewicht sowie ein geringes Risiko für chronische Erkrankungen wie Diabetes, Herzleiden und Co – das können die meisten Menschen demnach mit einem breiten Spektrum von Carb-Fat-Verhältnissen erreichen.

Transfette sind Tabu

Eine Ausnahme stellen allerdings Menschen mit einer Insulinresistenz dar, die typisch für Diabetes Typ 2 und seine Vorstadien ist. Diese Patienten könnten den Erkenntnissen zufolge besonders von einer fettreichen Diät mit einem eher geringen Kohlenhydratanteil profitieren. Das gleiche gilt für Patienten mit Glukoseintoleranz sowie für Menschen, deren Körper übermäßig viel Insulin produziert.

Wichtiger als die Menge scheint insgesamt aber die Art der konsumierten Fette zu sein. So sollten gesättigte Fettsäuren möglichst mit ungesättigten ersetzt werden, wie Ludwig und seine Kollegen betonen. Und: „Industriell hergestellte Transfette sind schädlich und sollten vom Speiseplan verbannt werden“, schreiben sie.

Auf Vollkorn setzen

Darüber hinaus lauten die wenig überraschenden Empfehlungen für eine gesunde Ernährung: möglichst wenig Zucker zu sich nehmen und raffinierte, stark verarbeitete Kohlenhydrate durch vollwertige Alternativen ersetzen. Mit anderen Worten: Statt Weißmehl, poliertem Reis, Haushaltszucker und Co sollten Vollkornprodukte, Obst und vor allem Gemüse auf dem Teller landen.

Nach Ansicht der Wissenschaftler stellen diese Grundregeln eine gute Basis dar. Trotzdem seien etliche Einzelheiten noch in weiteren Studien zu klären. Zum Beispiel: Wirken sich unterschiedliche Verhältnisse von Kohlenhydraten zu Fetten unabhängig von der Kalorienaufnahme auf die Zusammensetzung des Körpergewebes aus?

Wie genau kann der Stoffwechsel von Diabetikern von einer ketogenen Diät profitieren? Und welche Fettzusammensetzung ist für jene Menschen optimal, die sich extrem kohlenhydratarm ernähren? „Wenn wir die Antworten auf diese Fragen finden, können wir daraus weitere Ernährungsempfehlungen ableiten“, schließt das Team. (Science, 2018; doi: 10.1126/science.aau2096)

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