Dem einst so fruchtbaren Halbmond zwischen Euphrat und Tigris geht langsam das Wasser aus: Zwischen 2003 und 2009 hat diese Region Süßwasserreserven etwa von der Menge des gesamten Toten Meeres verloren – 144 Kubikkilometer. Sichtbar wird dieser Schwund unter anderem in diesen Aufnahmen des irakischen Qadisiyah-Stausees im Euphrat. Deutlich ist zu erkennen, wie sehr das Reservoir an Wasser verloren hat.
„Im Gebiet von Euphrat und Tigris sinkt der Grundwasserspiegel in alarmierender Geschwindigkeit“, sagt Jay Famiglietti von der University of California in Irvine. Die Verlustrate sei nach Indien die zweithöchste auf der Erde. Das zeigen Messungen mit dem Gravity Recovery and Climate Experiment (GRACE). Bei diesem vermessen Zwillingssatelliten das Schwerefeld der Erde und können so auch an der Oberfläche nicht sichtbare Veränderungen im Untergrund und Grundwasser sichtbar machen.
Das Becken des Euphrat und Tigris ist eine wichtige Wasserressource für den Irak, Iran, die Türkei und Syrien. Entsprechend intensiv wird das Wasser auch genutzt5, unter anderem zur Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen. Der Wasserbedarf steigt dabei immer mehr an, bisher herrscht aber kaum Einigkeit darin, wie eine Ausbeutung der wertvollen Ressourcen verhindert werden kann. Stattdessen streiten die Anrainer sich darüber, wer wie viel Wasser bekommen soll.
Und das hat Folgen: Wie die Messungen ergaben, sind zwischen 2003 und 2009 die Wasserreserven im Euphrat- und Tigris-Becken um 144 Kubikkilometer Süßwasser geschrumpft. Ein Fünftel davon ging durch abschmelzende Schneefelder und Dürren verloren, ein weiteres Fünftel durch Entnahme von Wasser aus Seen und Stauseen. Der Großteil des Schwunds aber – 90 Kubikkilometer – geht auf die Entnahme von Grundwasser zurück, wie die Forscher berichten.
Diese Aufnahme zeigt den Qadisiyah-Stausee im Euphrat, einmal am 7. September 2006 und einmal am 15. September 2009. Deutlich ist der nach drei Jahren gesunkenen Wasserspiegel zu erkennen.