Arbeiten im Weltraum erfordern eine perfekte Choreografie: Jeder Astronaut muss genau wissen, was er in welchem Moment machen muss. Um das zu üben, gehen alle Beteiligten erstmal baden – nicht zum Vergnügen, sondern um das Arbeiten in der Schwerelosigkeit und mit behindernden Raumanzügen zu trainieren. Diese Aufnahme hat fast schon historischen Wert: Sie zeigt Ingenieure und Astronauten der NASA beim Training für die Reparaturmission am Weltraumteleskop Hubble vor fast genau 20 Jahren.
Schon mit Beginn des Zeitalters von Weltraumobservatorien und Satelliten ergab sich immer wieder ein Problem: Was macht man mit den Milliarden von Dollar oder Euro teuren Instrumente, wenn sie im Orbit plötzlich eine unvorhergesehen Macke entwickeln? Genau dies war 1990 passiert: das funkelnagelneue Weltraumteleskop Hubble lieferte nur unscharfe Bilder – ein Skandal. Fieberhaft suchte die NASA nach einer Möglichkeit, den Fehler zu beheben. Das aber erforderte, dass Astronauten quasi am lebenden Objekt operierten – in der Schwerelosigkeit und lebensfeindlichen Umgebung des Orbits. Und noch dazu musste die ganze Reparatur unter Zeitdruck erfolgen, jeder Handgriff musste sitzen, eine zweite Chance gab es nicht.
Wie aber bereitet man sich auf eine solche Aufgabe vor? Ein Training unter Wasser gehörte schon seit langem zum Basisprogramm der Astronautenausbildung. Die Astronauten ziehen dafür Kopien ihrer Raumanzüge an und üben in der fast Schwerelosigkeit des Wassers ihre Handgriffe und Bewegungen. Für die Hubble Reparatur gab es aber ein Problem: Die Ingenieure, die die Maßnahmen entwickelt hatten, konnten vom Beckenrand aus nicht genau genug sehen, was unter Wasser geschah und den Astronauten daher nur wenig hilfreiche Tipps geben. „Das war nicht effektiv, die Ingenieure hatten keine echte Verbindung zu den Übenden und konnten kein Gefühl dafür entwickeln, wo die Probleme lagen“, erklärt NASA-Ingenieur Mike Weiss, der damals Leiter des Technischen Hubble-Programms war.
Also gab es nur eine Lösung: Auch die Ingenieure mussten tauchen lernen und mit ins Becken. „Erst dadurch hatten sie die Chance, schnelle und machbare Lösungen für das Hubble-Problem zu finden“, so Weiss. Dieses Foto zeigt den NASA-Astronauten Story Musgrave und einen seiner Kollegen zusammen mit Ingenieuren beim Austesten wichtiger Handgriffe an einem detailgetreuen Hubble-Modell. Mit Erfolg: Die 1993 gestartete Reparaturmission war ein uneingeschränkter Erfolg und machte das Hubble-Weltraumteleskop zu einem der bis heute wertvollsten Werkzeuge für die Erkundung des Kosmos. Begonnen aber hatte alles in diesem Becken am Johnson Space Center in Houston.