Am 15. Mai 2006 war es soweit: Der Drei-Schluchten-Staudamm, das größte und umstrittenste hydroelektrische Bauwerk der Welt wurde fertig gestellt. Er zieht sich quer über den Jangtse-Fluss, eine der größten Wasseradern Chinas. Der Startschuss für das gewaltige Bauwerk fiel bereits im Jahr 1994. 1,8 Millionen Tonnen Stahl, elf Millionen Tonnen Zement, 30 Millionen Kubikmeter Beton und 90 Millionen Kubikmeter Erde mussten seither bewegt oder verbaut werden.
Der Stausee soll nach der vollständigen Flutung 660 Kilometer lang sein und etwa die zwölffache Fläche des Bodensees umfassen. Das Wasserkraftwerk mit 26 Turbinen kann bei optimaler Auslastung 18.200 Megawatt an Leistung produzieren und damit gleich mehrere herkömmliche Kraftwerke einsparen helfen. Gleichzeitig soll der Damm auch die Hochwassergefahr am Fluss eindämmen – so die Liste der Vorzüge laut offiziellen chinesischen Medien. Doch es gibt auch Schattenseiten: Fast zwei Millionen Menschen wurden im Zuge der Bauarbeiten umgesiedelt und verlieren ihre Heimat für immer. Ersatzland wurde ihnen zwar zugesichert, erhalten haben es bisher jedoch nur die wenigsten.
Die beiden Bilder zeigen den Damm in halbfertigem Zustand im Juli 2000 und jetzt, am 15. Mai 2006 bei seiner offiziellen Fertigstellung. Im Jahr 2000 waren die Konstruktionen entlang der Flussufer schon vollendet, aber das sedimentreiche Wasser strömte noch immer ungehindert durch einen schmalen Kanal nahe des Südufers des Flusses. Im Norden sind zwei Kanäle mit Schleusensystemen als Umgehung für Schiffe im Bau.
Im Mai 2006 überspannt der Damm dagegen schon den gesamten Fluss, ei großes Reservoir hat sich dahinter, im Nordwesten, begonnen aufzustauen. Bisher ist das Reservoir mehr als drei Kilometer breit.