Mit Voranschreiten des Winters werden auch auf Europas größtem Gletscher, dem isländischen Vatnajökull, die Schatten länger. Doch der hier aufgenommene dunkle Fleck auf der weißen Weste der Eiskappe ist kein Schatten, sondern eine Aschenschicht, die der kürzliche Ausbruch des subglazialen Vulkans Grimsvötn hinterlassen hat.
Der Grimsvötn und andere Vulkane unter dem Eis des Gletschers sind in einem engen Zyklus von Entstehen und Zerstören miteinander verbunden. In Ruhephasen der Vulkane baut sich die Eiskruste auf, brechen die Feuerberge aus, tauen sie dabei gewaltige Mengen Gletschereises ab und lassen sie als reißende Schmelzwasserströme zu Tal fließen.
Unter dem an einigen Stellen bis zu 200 Meter dicken Eispanzer ist der Krater des Grimsvötn mit heißem Schmelzwasser gefüllt, das nur durch Eisblockaden aufgehalten wird. Die immense Eismasse des Gletschers presst mit großem Druck auf den Krater und hält so den Gegendruck der aufsteigenden Gase und Lava im Zaum. Doch wenn der Wasserspiegel im Kratersee zu stark ansteigt, sprengt er die Eisbarrieren und das Schmelzwasser fließt plötzlich ab. Das Leerlaufen des Kratersees verringert zeitweilig den Druck auf den Vulkanschlot und erhöht damit das Risiko für explosive Eruptionen.
Mitte Oktober 2004 geschah genau dieses: Das Schmelzwasser überwand den Damm und am 2. November brach der Grimsvötn aus und spie eine lange Aschen- und Dampfwolke hoch in die Atmosphäre. Der gesamte nördliche Teil des Gletschers versank unter einer dunklen Decke. Wegen der Eruptionssäule musste sogar der Flugverkehr umgeleitet werden.