Der Sommer ist auch in der kalten Barentssee eingekehrt: Mitte August registrierte der Terra-Satellit der NASA eine gigantische Algenblüte im Nordpolarmeer. Jeder Liter Meerwasser enthält hier rund eine Milliarde Phytoplankton-Zellen. Jede von ihnen ist eine mikroskopisch kleine, chemische Fabrik, die Kohlendioxid und Sonnenlicht aufnimmt und in chemische Energie umwandelt. Wie ein gewaltiger Staubsauger trägt die Blüte damit dazu bei, das Treibhausgas CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen.
Die Aufnahme stammt vom Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer (MODIS) an Bord des Terra-Satelliten der NASA. Die milchig-grünblaue Farbe der Planktonblüte deutet darauf hin, dass sie große Anteile von Coccolithophoren enthält – einzellige Algen, die sich durch eine Kalkschale schützen. Dunkler grüne und rötlich-braune Bereiche stammen dagegen von Blüten anderer Algentypen.
Das Phytoplankton ist nicht nur für die Nahrungskette der Ozeane wichtig, es ist auch ein entscheidender Akteur im globalen Kohlenstoffkreislauf der Erde. Denn die winzigen Organismen nehmen das im Meerwasser gelöste Kohlendioxid auf und verstoffwechseln es mit Sonnenlicht zu energiereichen chemischen Verbindungen. Schalentragende Algen wie die Coccolithophoren nehmen besonders viele CO2 auf, da sie es auch als Grundbaustein für ihre Kalziumkarbonatschalen benötigen. Dadurch wird das CO2 aus dem Wasser entfernt und weiteres CO2 kann sich aus der Atmosphäre im Meer lösen – die Senkenfunktion des Ozeans bleibt erhalten.
Sterben die Planktonorganismen ab, sinken sie auf den Meeresgrund und damit auch der in ihnen gespeicherte Kohlenstoff. Wenn die Algen durch andere Tiere gefressen werden, beschleunigt sich dieses Absinken sogar noch, da die kohlenstoffhaltigen Schalen unverdaulich sind und als kompakte, schwere Kotpellets wieder ausgeschieden werden. Im Laufe der Jahrtausende und Jahrmillionen können die Schalenreste solcher Algen gewaltige Kalkablagerungen von Metern bis Kilometern Dicke erzeugen.