Medizin

Mit Strompulsen gegen Rückenschmerz?

Hochfrequente Ströme befreien Patienten von Schmerzen

Strompulse könnten gegen Rückenschmerzen helfen. © Radiological Society of North America

Heilsame Strompulse: Patienten mit Rückenschmerzen könnten von einer Behandlung mit hochfrequenten Strömen profitieren. Eine Studie zeigt: Die sogenannte gepulste Radiofrequenz hilft unter anderem bei Beschwerden nach einem Bandscheibenvorfall. Schon eine einmalige Behandlung half vielen Patienten demnach langfristig – und besser als andere Therapieverfahren, wie Forscher berichten.

Rückenprobleme sind inzwischen ein echtes Volksleiden. Weltweit verursachen allein Schmerzen im unteren Rücken mehr Einschränkungen und Behinderungen als jede andere Krankheit, wie eine Studie im Jahr 2014 ergab. Auch viele Deutsche „haben Rücken“: Bei uns leiden 80 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben an Rückenschmerzen. Jeder fünfte gesetzlich Versicherte geht hierzulande sogar mindestens einmal im Jahr wegen Beschwerden im Kreuz zum Arzt.

Oft stellt sich dabei heraus, dass hinter den Schmerzen unangenehme, aber harmlose Verspannungen stecken. Doch mitunter sind auch ernsthafte Wirbelverletzungen oder Bandscheibenschäden der Grund für die Rückenschmerzen. Solche Leiden können chronische Beschwerden zur Folge haben, deren Behandlung schwierig und langwierig sein kann.

Nerven unter Strom

Auf der Suche nach effektiven Therapiemethoden ist in letzter Zeit die sogenannte gepulste Radiofrequenz in den Fokus von Medizinern gerückt. Bei diesem Verfahren werden Nerven im Rücken über eine Elektrode mit hochfrequentem Strom behandelt, der in kurzen Intervallen von etwa 20 Millisekunden abgegeben wird. „Die gepulste Radiofrequenz verändert den Nerv und reduziert dadurch Entzündungen sowie damit zusammenhängende Symptome“, erklärt Alessandro Napoli von der Universität Sapienza in Rom.

Wie wirksam aber ist eine solche Behandlung? Dies haben der Wissenschaftler und seine Kollegen nun bei Schmerzpatienten mit einem Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich untersucht. Konkret behandelten sie 128 Betroffene, bei denen herkömmliche Therapiemethoden zuvor nicht angeschlagen hatten. Als Kontrollgruppe dienten 120 Patienten mit demselben Leiden, denen Steroide injiziert wurden – ein anderer gängiger Behandlungsansatz gegen die Schmerzen.

Langfristiger Effekt

Es zeigte sich: Schon eine einmalige Sitzung von zehn Minuten brachte vielen Patienten eine spürbare Besserung. Dieser Effekt wirkte langfristig, wie Napoli und sein Team berichten. So litten die mit Radiofrequenz behandelten Probanden im ersten Jahr nach der Therapie weniger unter Schmerzen und körperlichen Einschränkungen als die Patienten aus der Vergleichsgruppe.

Insbesondere verschwanden bei ihnen in die Beine ausstrahlende Schmerzen schneller. Zudem war die Wahrscheinlichkeit bei ihnen höher, sich innerhalb eines Jahres vollständig erholt zu fühlen. Sie lag in der Radiofrequenz-Gruppe bei 95 Prozent, in der Kontrollgruppe lediglich bei 61 Prozent.

Vielversprechender Ansatz

Nach Ansicht der Forscher legen diese Ergebnisse nahe, dass die gepulste Radiofrequenz ein vielversprechender Behandlungsansatz ist. Ihnen zufolge könnten die hochfrequenten Ströme in Kombination mit anderen Therapiemethoden angewandt werden und Patienten so womöglich eine Operation ersparen.

„Die Radiofrequenz ist im Vergleich zu anderen verfügbaren Verfahren ein nur wenig invasives Verfahren. Zudem führt sie schnell zu spürbaren Effekten und hat keine Nebenwirkungen“, fasst Napoli die Vorteile zusammen. (Radiological Society of North America, Meeting 2018; Abstract)

(Radiological Society of North America, 27.11.2018 – DAL)

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