Vielversprechender Naturstoff: Forscher haben in den Zweigen einer im Kongo heimischen Liane ein potenzielles Antikrebsmittel entdeckt. Das Alkaloid stört einen bestimmten Signalweg von Bauchspeicheldrüsenkrebs-Zellen – und kann sie damit gewissermaßen verhungern lassen. Bestätigen sich die Ergebnisse, gäbe es mit dem Wirkstoff einen neuen Ansatzpunkt für die Bekämpfung einer der tödlichsten Krebsarten.
Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört zu den aggressivsten und am schwersten zu bekämpfenden Tumorerkrankungen überhaupt. Die Überlebensrate nach fünf Jahren liegt seit Jahrzehnten bei weniger als fünf Prozent – allen Fortschritten in der Onkologie zum trotz.
Wesentlich verantwortlich für die schlechten Therapieaussichten ist eine bemerkenswerte Eigenschaft der Pankreaskrebs-Zellen: Sie vermehren sich so aggressiv, dass sie fast sämtliche Nährstoff- und Sauerstoffvorräte in ihrer Umgebung aufbrauchen. Doch während die meisten Zellen in einer solchen Mangelsituation absterben würden, tun diese Krebszellen das nicht. Sie aktivieren stattdessen einen speziellen intrazellulären Signalweg, der ihr Überleben auch in extremer Umgebung sicherstellt.
Naturstoff aus dem Regenwald
Wissenschaftler suchen daher inzwischen gezielt nach Wirkstoffen, die diese Akt/mTOR genannte Signalkaskade unterbrechen. Können die Zellen ihr „Notfallprogramm“ nicht mehr abfahren, so die Hoffnung, lassen sie sich womöglich aushungern. Suresh Awale von der Universität Toyama in Japan und seine Kollegen sind in diesem Zusammenhang nun offenbar fündig geworden: im kongolesischen Regenwald.
In dort heimischen Pflanzen haben die Forscher mehrere strukturell außergewöhnliche Alkaloide nachgewiesen, die auf Krebszellen unter Hungerbedingungen toxisch wirken könnten. Dabei isolierten sie unter anderem eine interessante Substanz aus den Zweigen der Liane Ancistrocladus likoko.
Toxisch in Mangelsituationen
Dieses sogenannte Ancistrolikokin E3 erwies sich bei Labortests als besonders vielversprechend. So zeigte sich: Der neue Wirkstoff ist dazu in der Lage, die Morphologie der Bauchspeicheldrüsenkrebs-Zellen dramatisch zu verändern und sie somit letztendlich zu töten. Dies funktioniert allerdings nur in Mangelsituationen. Stehen den Krebszellen ausreichend Nährstoffe zur Verfügung, entfaltet die Substanz keinerlei Effekte.
Darüber hinaus stellte sich heraus, dass das Ancistrolikokin E3 auch die Migration der Krebszellen zu unterbinden scheint. Dies könnte nach Ansicht der Wissenschaftler dabei helfen, die Streuung des Krebses und damit die Metastasenbildung zu verhindern.
Vielversprechender Ausgangspunkt
Weitere Untersuchungen bestätigten, dass der Wirkstoff tatsächlich den Akt/mTOR-Signalweg hemmt – jenen Mechanismus, der die Krebszellen so widerstandsfähig macht. Damit ist den Forschern zufolge klar: Ancistrolikokin E3, aber auch strukturell verwandte Alkaloide könnten vielversprechende Ausgangspunkte für die Entwicklung neuer Medikamente gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs sein. (Journal of Natural Products, 2018; doi: 10.1021/acs.jnatprod.8b00733)
(Julius-Maximilians-Universität Würzburg/ American Chemical Society, 15.11.2018 – DAL)