Unmerkliche Drift: Die Kanareninseln Teneriffa und Gran Canaria wandern aufeinander zu, wie Forscher durch Zufall entdeckt haben – eigentlich wollten sie nur die Verformung von Teneriffa durch den Vulkan Teide messen. Die neuentdeckte Annäherung der Inseln umfasst zwar nur wenige Millimeter pro Jahr, aber wenn sie anhält, könnten beide Inseln in einigen Millionen Jahren zusammenstoßen, wie die Wissenschaftler berichten.
Die Kanarischen Inseln sind geologisch gesehen alles andere als idyllisch: Vulkanausbrüche, unterseeische Erdrutsche und Tsunamis haben ihre Geschichte geprägt. Auf den Inseln und am Meeresgrund um das Archipel reihen sich zahlreiche, teilweise noch aktive Feuerberge aneinander. Ursache dafür ist ein Hotspot, an dem Magma aus dem tiefen Erdmantel aufsteigt und bis ins nahe Westafrika strömt. Aber auch die Nähe zu gleich mehreren Plattengrenzen macht die Kanaren zu einem geologisch spannenden Gebiet.
Feuerberg unter Beobachtung
Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Vulkan Teide auf Teneriffa – dem mit 3.718 Metern drittgrößten Vulkan der Welt. Der Schichtvulkan galt lange als zwar aktiv, aber ruhend. Doch 2003 öffnete sich ein Riss an der Nordostflanke des Vulkans und im Frühjahr 2004 sorgte ein Schwarm schwacher Erdbeben auf Teneriffa für Besorgnis und teilweise Panik. Seither wird der Feuerberg kontinuierlich überwacht – unter anderem mit einem Netzwerk von GPS-Stationen, die die Verformungen des Untergrunds registrieren.
Welche Veränderungen am Teide und auf Teneriffa seit 2004 aufgetreten sind, haben nun Ignacio Barbero von der Universität Cadiz und seine Kollegen untersucht. Dafür werteten sie die Daten der insgesamt 14 GPS-Messstationen auf Teneriffa aus. Wie sich zeigte, scheint der Teide seit der Unruhe-Phase von 2004 allmählich wieder zur Ruhe zu kommen. Denn der Untergrund am Vulkan und fast auf der gesamten Insel senkt sich seither wieder leicht ab, wie die Forscher berichten.
Teneriffa wandert
Unerwartet war jedoch ein quasi nebenbei festgestellter Befund: Teneriffa bewegt sich auch in seitlicher Richtung. Die Insel driftet mit wenigen Millimetern pro Jahr auf das benachbarte Gran Canaria zu. „Angesichts der rund 64 Kilometer Entfernung zwischen beiden Inseln würde es daher Millionen Jahre dauern, bis beide zusammenstoßen würden“, betont Koautorin Cristina Torrecillas von der Universität Sevilla.
Was die Annäherung der beiden Kanareninseln antreibt, ist noch nicht geklärt. Die Forscher vermuten, dass Scherbewegungen der Erdkruste die Ursache sein könnten. „Es könnte aber auch sein, dass wir ganz neue Elemente berücksichtigen müssen“, so Torrecillas. Die Drift von Teneriffa auf Gran Canaria zu müsse nun im Kontext des gesamten Kanaren-Archipels noch weiter untersucht werden. (Journal of Geodynamics, 2018; doi: 10.1016/j.jog.2018.06.002)
(University of Seville, 29.10.2018 – NPO)