Auch wir sind kontaminiert: Mikroplastik ist inzwischen auch in unserem Körper angekommen – es findet sich in unserem Darm und Kot. Das belegt eine Pilotstudie, bei der Forscher Mikroplastik in den Stuhlproben aller Teilnehmer nachgewiesen haben. Bis zu 20 Teilchen fanden sich pro zehn Gramm Kot, die meisten davon aus den gängigen Kunststoffen Polypropylen und PET. Welche möglichen Gesundheitsfolgen dies hat, muss nun erforscht werden.
Mikroplastik ist überall: Die winzigen Kunststoffpartikel finden sich längst auch in entlegenen Regionen der Arktis, Antarktis oder der Tiefsee, aber auch in Nord- und Ostsee oder in unseren Flüssen und Seen. Sogar in Salz, Getränken, Honig und Fischen ist das Mikroplastik bereits nachweisbar.
Stuhlproben von Teilnehmern aus acht Ländern
Insofern ist es nur eine Frage der Zeit, bis der von uns produzierte Plastikabfall wieder zu uns zurückkommt – über die Nahrungskette bis in unseren Körper. Dass dies bereits der Fall ist, haben nun Philipp Schwabel von der Medizinischen Universität Wien und sein Team in einer Pilotstudie nachgewiesen. Dafür untersuchten sie Kotproben von acht Versuchspersonen aus acht Ländern, die in Wien zu Besuch waren.
Die Teilnehmer kamen aus Italien, Finnland, Japan, Polen, Russland, den Niederlanden, Großbritannien und Österreich. Sie alle hatten in den acht Tagen vor der Stuhlprobe ein Ernährungstagebuch geführt, damit im Falle eines positiven Befunds die möglichen Quellen der Kontamination ermittelt werden können. Die Forscher analysierten Proben auf zehn Arten von gängigen Kunststoffen.
Plastik in allen Proben
Das Ergebnis: In jeder einzelnen Stuhlprobe war Mikroplastik enthalten. Im Schnitt fanden die Wissenschaftler rund 20 Plastikpartikel pro zehn Gramm Kot. Am häufigsten enthalten waren Partikel aus den Kunststoffen Polypropylen (PP) und Polyethylenterephthalat (PET), aber es kamen auch bis zu neun verschiedene Kunststoffe in einer Stuhlprobe vor, wie Schwabel und sein Team berichten.
„Das ist die erste Studie dieser Art – und sie bestätigt, was wir schon lange vermutet haben“, sagt Schwabel. „Das Plastik erreicht letztlich auch unseren eigenen Darm.“ Die Forscher vermuten, dass die Versuchsteilnehmer den Großteil des Mikroplastiks durch den Verzehr von zuvor in Kunststoff verpackten Lebensmitteln und durch Trinken aus Plastikflaschen aufgenommen haben.
Vom Darm ins Blut und andere Organe
Nach Ansicht der Forscher könnte ihr Ergebnis durchaus ein Grund zur Sorge sein. Denn aus Tierstudien ist bereits bekannt, dass sich Mikroplastik im Darm anreichert. „Die kleinsten Plastikpartikel können jedoch auch die Darmwand passieren und den Blutkreislauf, das Lymphsystem und möglicherweise sogar die Leber erreichen“, erklärt Schwabel. „Besondere Sorge bereitet uns, was dies für uns und insbesondere Patienten mit gastrointestinalen Erkrankungen bedeutet.“
Noch aber sind die Auswirkungen von Mikroplastik im Körper kaum untersucht. „Jetzt, wo wir den ersten Beleg für Mikroplastik in uns Menschen haben, ist dringend mehr Forschung nötig, um zu verstehen, was dies für unsere Gesundheit bedeutet“, sagt Schwabel. (United European Gastroenterology Journal)
(Spink Health, 23.10.2018 – NPO)