Verborgene Welt: Vor der Küste von Tasmanien haben Forscher eine ganze Kette zuvor unbekannter Unterseevulkane entdeckt. Die rund 3.000 Meter hohen Seamounts ragen vom Grund der Tiefsee auf und beherbergen eine erstaunliche Vielfalt an Meerestieren. Auffallend auch: In diesem Meeresgebiet tummeln sich besonders viele Buckel- und Grindwale. Die markanten Gipfel der Seamounts könnten ihnen als Wegweiser auf ihren Wanderungen dienen, mutmaßen die Forscher.
Seamounts sind die verborgenen Giganten der Ozeane. Denn auch wenn sie mehrere tausend Meter hoch aufragen, liegen ihre Gipfel unter hunderten Meter Wasser versteckt. Erst ein Bruchteil dieser größtenteils erloschenen Unterseevulkane ist daher bis heute bekannt. Doch für die Tiefsee und den Ozean insgesamt spielen diese Unterwasserberge eine wichtige Rolle: Sie bilden Oasen des Lebens, sorgen für Wasseraustausch und könne sogar Erdbeben dämpfen.
Neuentdecktes Gebirge der Tiefsee
Gleich eine ganze Kette bisher unbekannter Seamounts haben nun australische Forscher rund 400 Kilometer östlich von Tasmanien entdeckt. „Unsere Multibeam-Kartierung hat dort zum ersten Mal eine Kette vulkanischer Unterseeberge enthüllt, die aus der 5.000 Meter tiefen Tiefsee-Ebene aufragen“, berichtet Tara Martin von der australischen Forschungsorgansatin CSIRO. Die Seamounts sind rund 3.000 Meter hoch, daher sind selbst ihre höchsten Gipfel noch von rund 2.000 Metern Wasser bedeckt.
„Diese Seamounts haben ganz unterschiedliche Größen und Formen“, erklärt Martin. „Einige haben scharfkantige Gipfel, während andere weite, flache Plateaus besitzen, die mit kleinen, kegelförmigen Vulkanschloten überzogen sind.“ Mit dieser vielgestaltigen Landschaft sei dieses Gebiet eine zuvor unerkannte und spektakuläre Unterwasserwelt – eine „Lost World“.
Wegweiser für Wale?
Nähere Untersuchungen enthüllten: So vielfältig wie diese unterseeische Gebirgslandschaft ist auch ihre Lebenswelt. Die Produktivität des Ozeans schnellte über der Seamount-Kette abrupt in die Höhe, wie Analysen ergaben. Auch Seevögel tummelten sich in großen Mengen über diese Meeresgebiet. „Diese Unterseeberge sind offensichtlich ein biologischer Hotspot für Leben, sowohl auf ihnen als auch im Ozean über ihnen“, sagt Eric Woehler von BirdLife Tasmania.
Besonders auffallend an der Seamount-Kette war auch die große Zahl der Meeressäuger. „An einem Tag haben uns mindestens 28 Buckelwale besucht, am nächsten war es eine Gruppe von 60 bis 80 Grindwalen“, berichtet Woehler. Für die Wale könnten die Unterwasservulkane sogar mehr sein als bloß reichhaltige Nahrungsgründe: „Diese Seamounts dienen möglicherweise als wichtiger Wegweiser auf einer unterseeischen ‚Autobahn‘ der Walwanderungen“, mutmaßt der Forscher.
Wie die Wissenschaftler erklären, führt eine Zugroute der Buckelwale von ihren winterlichen Brutrevieren zu den sommerlichen Futtergründen direkt an der Vulkankette vorbei. „Zum Glück für uns und unsere Forschung haben wir mit unserem Schiff direkt über diesem Highway des marinen Lebens geparkt“, so Woehler. Noch ist diese Lebenswelt kaum erforscht, doch die Wissenschaftler planen bereits ihre nächste Expedition in diese „Lost World“ der marinen Artenvielfalt.
(CSIRO, 12.10.2018 – NPO)