Regionen

Zwischen Holzspeer und Massengrab

Frühmenschen in der Harzregion

Der Harz und sein Umland sind nicht erst für uns ein reizvolles Ziel: Schon unsere frühen Vorfahren hatten hier ihre Jagdgründe und Siedlungen. Lange bevor der Homo sapiens in dieser Gegend kam, lebten hier schon seine Vorgänger und Vettern: der Homo heidelbergensis und der Neandertaler.

Der gut zwei Meter lange Holzspeer von Schönigen ist bereits 300.000 Jahre alt. © Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege/ P. Pfarr

Jagdrevier des Homo heidelbergensis

Zu den ältesten Menschenzeugnissen im Harzvorland gehören Funde aus dem ehemaligen Braunkohletagebau von Schöningen. Dort haben Archäologen unter anderem mehrere alte Lagerplätze aus der Altsteinzeit entdeckt. Die ältesten davon sind bereits rund 300.000 Jahre alt und stammen von Homo heidelbergensis – der Frühmenschenart, die als mögliches Bindeglied zwischen Homo erectus und dem Neandertaler gilt.

Besonders spektakulär ist der Fund eines Jagdlagers des Homo heidelbergensis: Neben tausenden von Tierknochen, darunter von Wildpferden, Hirschen, Wisenten, Säbelzahnkatzen und Nashörnern entdeckten Forscher hier Steinwerkzeuge, ein Wurfholz, einen angekohlten „Bratspieß“ und mehrere mehr als zwei Meter lange Holzspeere. Sie sind nicht nur die ältesten Holzwaffen der Welt, sie zeugen auch von den fortgeschrittenen technischen Fähigkeiten dieser vermeintlich primitiven Frühmenschen.

Das Massengrab von Halberstadt mit farblicher Markierung der einzelnen Individuen. © LDA Sachsen-Anhalt / Christian Meyer

Massaker im Steinzeitdorf

Doch nicht immer ging es den steinzeitlichen Harzbewohnern nur ums Jagen von Tieren: Vor kurzem haben Archäologen in Halberstadt Zeugnisse einer brutalen Massen-Hinrichtung entdeckt. Vor 7.000 Jahren töteten dabei jungsteinzeitliche Dorfbewohner neun Menschen gezielt durch Schläge auf den Hinterkopf. Die Leichen der Toten – fast nur junge Männer – warfen sie dann achtlos in ein Massengrab.

Doch warum mussten diese Menschen sterben? Isotopenanalysen der Zähne ergab, dass die Toten fremder Herkunft waren. Auch ihre Ernährung unterschied sich von der der örtlichen Bevölkerung. Die Forscher vermuten, dass die jungen Männer zu einem Angreifertrupp gehörten, der die Siedlung überfallen wollte, dann aber scheiterte. Stattdessen wurden die Männer gefangen genommen und aus Vergeltung hingerichtet – eine für diese Ära eher ungewöhnliche Gewalttat.

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Nadja Podbregar
Stand: 28.09.2018

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Harz: Mehr als nur der Brocken
Zwischen Teufelskanzel, Wasserregal und Einhornhöhle

Hexenaltar und Teufelsmauer
Zeugnisse der Erdgeschichte im Harz

Zwischen Holzspeer und Massengrab
Frühmenschen in der Harzregion

Kaiserliche Schatztruhe
Burgen, Erze und der Bergbau

Wässrige Pracht
Vom Wasserregal zur Einhornhöhle

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