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Wässrige Pracht

Vom Wasserregal zur Einhornhöhle

Eng verknüpft mit dem Bergbau ist auch die Geschichte des Oberharzes. Denn diese eher karge Region wäre ohne die lockenden Erzvorkommen möglicherweise erst Jahrhunderte später besiedelt worden. Der Bergbau jedoch bot den Menschen eine Lebensgrundlage. Archäologische Funde belegen, dass in der Nähe Osterode schon im Jahr 300 Eisen verhüttet wurde. Auch Kupfer, Blei und Silber wurde dort aus Erzen gewonnen.

Frühe Wasserbaukunst: Hutthaler Widerwaage mit Mundloch des "Rätselhaften Stollens" © Mseses/ CC-by-sa 3.0

Das Oberharzer Wasseregal

Vom Erzabbau zeugt ein weiterer Teil des UNESCO-Weltkulturerbes im Harz: das Oberharzer Wasseregal. Der Begriff „Regal“ geht auf die Bezeichnung für ein königliches Hoheitsrecht und eine der sogenannten Bergfreiheiten zurück. Mit diesen gab der Landesherr die Erlaubnis, Bergbau zu betreiben und Wasser dafür zu nutzen.

Das von Mönchen im 13. Jahrhundert begonnene und in den folgenden Jahrhunderten von Bergleuten erweiterte Wasserregal besteht aus mehr als hundert Stauteichen, gut 300 Kilometern quer zu den Hängen verlaufenden Gräben und gut 30 Kilometern an unterirdischen Wasserläufen. Dieses komplexe System diente dazu, die Wasserräder anzutreiben, mit denen Grundwasser aus den tiefen Erzschächten der Bergwerke herausgepumpt wurde.

Rekonstruktion eines Kehrrades aus dem Oberharzer Wasserregal © Sebastian Fische/ CC-by-sa 3.0

Weil große Staudämme damals noch nicht ausreichend stabil konstruiert werden konnten, nutzten die Baumeister des Wasserregals ein raffiniertes System aus übereinanderliegenden Stauteichen. Aus ihnen wurde das Wasser so abgeleitet, dass mehrere Wasserräder auf einmal betrieben werden konnten. Auch wenn ein Großteil der Anlagen im 16. und 17. Jahrhundert entstanden, wurde das Wasseregal noch bis ins 19. Jahrhundert ausgebaut und genutzt. Teile davon liefern heute noch Strom aus Wasserkraft für die Region.

Bis heute gilt das Oberharzer Wasserregal als das weltweit bedeutendste vorindustrielle Wasserwirtschaftssystem des Bergbaus. Am besten erkunden lässt sich die imposante Anlage auf den gekennzeichneten Wasserwanderwegen rund um Clausthal-Zellerfeld.

Das Geheimnis der Einhorn-Knochen

Ebenfalls durch Wasser geprägt ist der Südrand des Harzes – die „Harzer Dolomiten“. Denn hier hat urzeitliches Regenwasser faszinierende Gebilde aus dem Karbonatgestein Dolomit herausgelöst. Zerklüftete Felsklippen, im Untergrund verschwindenden Bäche, Karstquellen und vor allem vielen größere und kleinere Höhlen inmitten der buchenbestandenen Kalkstein-Formationen machen eine Tour durch diese Region zu einem spannenden Erlebnis.

Die Einhornhöhle: Sonnenstrahl und Nebel in der Blauen Grotte © Unicorncave/ CC-by-sa 4.0

Eines der Highlights ist die Einhornhöhle bei Herzberg am Harz. Ihre Gänge sind bis zu 50 Meter hoch und mindestens 700 Meter lang. Ihren Namen erhielt das Höhlensystem von großen Knochen, die man im Mittelalter als Relikte von Einhörnern deutete. Diese zu Pulver zermahlenen Gebeine des „Unicornu fossile“, waren damals europaweit als Medizin begehrt. Ende des 17. Jahrhunderts versuchte sich Gottfried Wilhelm Leibniz sogar an einer Rekonstruktion der angeblichen Einhörner.

Erst 1872 erkannte der Mediziner Rudolf Virchow, dass es sich in Wirklichkeit um die Fossilien von Höhlenbären und anderen Großsäugern der Eiszeit handelte. Auf einer Führung durch die Einhornhöhle kann man die Fundstätten, Gewölbe, Hallen und Gängen der Einhornhöhle heute selbst erkunden.

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Nadja Podbregar
Stand: 28.09.2018

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Harz: Mehr als nur der Brocken
Zwischen Teufelskanzel, Wasserregal und Einhornhöhle

Hexenaltar und Teufelsmauer
Zeugnisse der Erdgeschichte im Harz

Zwischen Holzspeer und Massengrab
Frühmenschen in der Harzregion

Kaiserliche Schatztruhe
Burgen, Erze und der Bergbau

Wässrige Pracht
Vom Wasserregal zur Einhornhöhle

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