Dass das Bitcoin-Mining viel Energie verbraucht, ist nicht zu leugnen und momentan kaum vermeidbar. Doch man kann beeinflussen, welche Energiequellen für die Datenzentren genutzt werden. Bisher stammt der Strom für die Kryptowährung vorwiegend aus fossilen Brennstoffen – was Bitcoin zu einem echten Klimasünder macht. Doch das beginnt sich zu ändern.
„Vergleichbar mit dem Internet im Jahr 1990 steht der Bitcoin heute am Anfang einer noch unabsehbaren, großen Entwicklung“, sagt Mathis Schultz, Geschäftsführer von Northern Bitcoin. Doch eine solche Zukunft könne Bitcoin nur dann haben, wenn das Mining umweltfreundlich und klimaneutral stattfinde: „Wenn die Energie für das Bitcoin-Mining aus den falschen Quellen stammt, wie wir es in China mit den Kohlekraftwerken sehen, dann ist das keine gute Idee.“
Vom Kohlestrom in China…
Tatsächlich sitzen fast zwei Drittel der Bitcoin-Miner heute noch in China – einem Land, das lange auf den massiven Ausbau der Kohlekraft gesetzt hat. „Die Chinesen haben viele dieser Kraftwerke ins Nirgendwo gesetzt, um dort neue Industrien anzusiedeln und Arbeitsplätze zu schaffen. Aber stattdessen kamen die Miner“, erklärt Schultz.
Allmählich aber wendet sich das Blatt: China hat Anfang 2018 beschlossen, die neue Ansiedlung von Bitcoin-Minern zu unterbinden und die bestehenden Mining-Anlagen schrittweise zu schließen oder durch Stromkosten und Steuern zum Aufgeben zu zwingen. Denn die Datenzentren zapfen inzwischen immer häufiger Strom ab, der dringender für Städte und Industrieanlagen benötigt wird. Nach Ansicht von Schultz ist das nur logisch: „Wenn man als Bitcoin-Miner in Konkurrenz mit anderen Industrien oder essenzieller Infrastruktur geht, wird man am Ende verlieren.“
…zu Wasserkraft und Geothermie
Genau an diesem Punkt setzen inzwischen immer mehr Bitcoin-Miner an. Ihre Strategie: den Strom für das Bitcoin-Mining aus nachhaltigen Energiequellen gewinnen – und zwar dort, wo ohnehin grüner Strom im Überschuss produziert wird. Das vermeidet Konkurrenz zu anderen Stromabnehmern, sorgt aber auch für günstige Strompreise.
In Island hat dies bereits für einen wahren Boom der Bitcoin-Minings gesorgt. Das Land verfügt dank Geothermie und Wasserkraft über reichlich nachhaltige Energiequellen und wegen der kalten Temperaturen ist auch die Kühlung der Datenzentren vergleichsweise günstig. Doch inzwischen sind so viele Bitcoin-Miner nach Island gezogen, dass auch hier der Strom in Zukunft knapp werden könnte. Nach Schätzungen der isländischen Energieversorger werden die Mining-Anlagen im Jahr 2018 rund 840 Gigawattstunden Strom benötigen – das ist mehr als der Jahresstromverbrauch aller isländischen Haushalte zusammen.
Norwegen lockt Miner
Doch es gibt Alternativen – in anderen Ländern Skandinaviens oder im wasserreichen Nordwesten der USA. Auch in diesen Regionen siedeln sich inzwischen nach und nach Bitcoin-Miner an. Norwegen beispielsweise produziert 95 Prozent seiner Elektrizität aus Wasserkraft und ist ähnlich wie Island vergleichsweise dünn besiedelt. Daher existiert dort – noch – ein hoher Stromüberschuss. Zudem verfügt das Land über eine schnelle und gut ausgebaute Internet-Infrastruktur.
Für Bitcoin-Miner sind dies handfeste Vorteile – was auch das in Deutschland ansässige Unternehmen Northern Bitcoin erkannt hat. „Wir haben Norwegen als unseren Standort für das Mining gewählt, weil wir dort mit der kühlen Witterung, dem schnellen Internet, den günstigen Strompreisen und nicht zuletzt der politischen Stabilität ideale Rahmenbedingungen vorfinden“, sagt Moritz Jäger.
Wie das „grüne“ Bitcoin-Mining in Norwegen konkret aussieht, habe ich mir gemeinsam mit einigen anderen Journalisten auf Einladung von Northern Bitcoin vor Ort angeschaut…
Nadja Podbregar
Stand: 31.08.2018