Umwelt

Spanien: Einige Flüsse sind salziger als das Meer

Schon ein Drittel der Flüsse auf der Iberischen Halbinsel sind versalzen

Tejo
Blick auf den Tejo, einen der größten Flüsse Spaniens und Portugals – auch er ist deutlich versalzt. © Discasto/CC-by-sa 4.0

Ökologisch prekär: Jeder dritte Fluss auf der Iberischen Halbinsel ist inzwischen versalzen, wie eine neue Studie enthüllt. Der Salzgehalt des Flusswassers liegt teilweise sogar drei- bis vierfach höher als beim Meerwasser. Ursache dieser dramatischen Umweltschäden sind vor allem die Landwirtschaft, aber auch Bergbau und die zunehmende Trockenheit der Region, wie die Forscher berichten. Viele Organismen sind in den salzigen Flüssen nicht mehr lebensfähig.

Das Problem ist nicht neu: Bereits im Jahr 2014 ergab eine UN-Studie, dass weltweit jeden Tag mehr als 2.00 Hektar Land durch Versalzung verloren gehen. In den USA sind aktuellen Messungen zufolge schon 37 Prozent der Flusseinzugsgebiete von einer zunehmenden Versalzung betroffen. Ursachen sind vor allem die Bewässerung, aber auch Dünger, Streusalz oder der Eintrag von Bergbauabwässern. Schon 2012 warnten Forscher zudem, dass vor allem der Mittelmeerraum künftig verstärkt von Trockenheit und in der Folge auch Versalzung bedroht sein wird.

Salziger als das Meerwasser

Jetzt wird diese Prognose von einer aktuellen Studie bestätigt. Demnach ist die Lage für viele Flüsse auf der Iberischen Halbinsel schon jetzt prekär. Wie Edurne Estévez von der Universität von Kantabrien und sein Team berichten, sind in Spanien schon heute rund ein Viertel bis ein Drittel aller Flusseinzugsgebiete versalzen. In Teilen des Ebro-Flusses, in der Region von Murcia oder in Teilen des Llobregat-Einzugsgebiets in Katalonien liegt der Salzgehalt bereits um das Drei- bis Vierfache höher als im Ozean.

Ebenfalls besonders betroffen sind viele Flüsse im Süden und im Zentrum Spaniens. „Die Präsenz von stärker versalzten Flüssen in dieser Region kann mit der intensiveren Landwirtschaft in Verbindung gebracht werden“, so die Forscher. Denn durch die Bewässerung du die starke Verdunstung des Wassers in dem dort eher heißen, trockenen Klima reichern sich vermehrt Salze in den Böden an und werden in die Flüsse gespült.

Auch die größten Flüsse sind betroffen

Und noch etwas enthüllt die Studie: Selbst große Ströme sind nicht vor der Versalzung gefeit. „Das ist der Fall beim Ebro, dem Douro und dem Tejo – den größten Flüssen Spaniens“, berichten Estévez und sein Team. Weil diese Ströme enorme Wassermengen mit sich führen, sollten sie eingeschwemmte Salze eigentlich besser verdünnen können. Doch das ist offenbar nur bedingt der Fall.

„Das deutet darauf hin, dass sich entlang der Hauptachsen dieser großen Flüsse die anthropogenen Belastungen akkumulieren“, sagen die Forscher. So kommen zu dem Salz aus der Bewässerung bei Ebro und Co auch die salzhaltigen Abwässer von Städten und Industrie hinzu. Verschärft wird dies dann noch durch Staudämme, die den Frischwasserzufluss vor allem bei Trockenheit verringern.

Gefahr für Lebenswelt und Ökosysteme

„Unsere Ergebnisse belegen, dass menschliche Aktivitäten eine drastische Erhöhung des Salzgehalts in den Flüssen und Strömen Spaniens verursachen“, konstatieren die Forscher. Landwirtschaft und Bergbau, aber auch urbane Abwässer führen dazu, dass diese wichtigen Frischwasserquellen ökologisch immer stärker degradieren. „Es gibt keinerlei Zweifel daran, dass die Versalzung von Süßwasser nicht nur die aquatische Artenvielfalt gefährdet, sondern auch die Funktion und Dienstleistungen dieser Ökosysteme für Natur und Menschheit“, so Estévez und seine Kollegen.

Das Problem: Durch den Klimawandel wird sich diese Situation noch verschärfen. Denn den Prognosen nach werden die Niederschläge gerade auf der Iberischen Halbinsel deutlich abnehmen, Südspanien könnte sogar zur Wüste werden. Weil dann die Flüsse weniger Wasser führen und weniger frisches Wasser hinzukommt, könnte der Salzgehalt noch weiter steigen.

„Es ist klar, dass die gegenwärtige Gesetzgebung zur Versalzung aquatischer Ökosystem zu lax und unvollständig ist“, kommentiert Miguel Cañedo-Argüelles von der Universität Barcelona. Uns fehlen zudem effektive Management-Methoden.“ (Philosophical Transactions of the Royal Society B, 2018; doi: 10.1098/rstb.2018.0022)

Quelle: Universität Barcelona

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