Es ist ein historischer Moment: Die drei Apollo-Astronauten Borman, Lovell und Anders sind die ersten Menschen, die ihren Heimatplaneten aus der Ferne sehen. Während sich ihr Raumschiff immer schneller von der Erde entfernt, schrumpft diese zu einer blauschimmernden Kugel im Fenster der Kommandokapsel zusammen.
In einer der ersten Fernsehübertragungen aus dem All versuchen die Astronauten, diesen Anblick in Worte zu fassen. Sie beschreiben die Farben der Erde und die Wolken, die als weiße Bänder und Wirbel über den Planeten hinwegziehen. Jim Lovell sagt zu Anders: „Mike, woran ich dauernd denken muss: Wenn ich ein einsamer Reisender von einem anderen Planeten wäre, was ich mir da in dieser Entfernung über diese Erde wohl überlegen würde. Ob ich sie für bewohnt halten würde oder nicht.“
Angezogen von der Mondschwerkraft
Wenig später erreichen die Astronauten – von ihnen nahezu unbemerkt – einen weiteren historischen Meilenstein: Ihr Raumschiff verlässt die Schwerkraftsenke der Erde und tritt in den Einflussbereich des Mondes ein. Sie sind die ersten Menschen, die diesen Punkt überschritten haben. Ab hier, rund 326.400 Kilometer von der Erde und 62.000 Kilometer vom Mond entfernt, werden die Astronauten samt Raumschiff nun von diesem angezogen. Die Fluggeschwindigkeit der Apollo 8 nimmt dadurch immer weiter zu.
Ihr Ziel aber sehen die Astronauten während ihrer Annäherung an den Erdtrabanten nicht: Weil der Mond direkt vor ihnen liegt, haben sie keine Chance, ihn durch die kleinen Seitenfenster des Kommandomoduls zu erblicken. Sie müssen sich daher blind darauf verlassen, dass der Kurs stimmt und die Bodenstation ihren Flug überwacht. Dies geschieht mithilfe eines Netzwerks von Radioteleskopen, die in den USA, Kanada, Mexiko, Australien und mehreren Schiffen im Indischen Ozean und Pazifik verteilt stehen.
Auf der Rückseite des Mondes
Am frühen Morgen des 24. Dezember 1968 haben die Astronauten ihr Ziel erreicht: den Mond. Doch nun steht ein heikles Manöver an: Sie müssen den Flug der Apollo abbremsen und in die Mondumlaufbahn einschwenken. Die nötige Bremswirkung erreichen sie mit einem rund vier Minuten langen Zünden der Triebwerke entgegen ihrer Flugrichtung.
Das Schwierige jedoch: Diese Zündung muss auf der erdabgewandten Seite des Mondes erfolgen – und damit in einer Zeit, in der jeglicher Funkkontakt zur Erde unterbrochen ist. Geht jetzt etwas schief, kann ihnen auch die Bodencrew der NASA nicht weiterhelfen. Noch dazu fliegt das Raumschiff bis wenige Minuten vor dem entscheiden Bremsmanöver auf der Nachtseite des Erdtrabanten. Die Astronauten fliegen damit quasi blind. Doch alles geht gut: Die Triebwerke bremsen die Apollo 8 bis auf knapp 6.000 Kilometer pro Stunde herunter. Das Raumschiff ist nun langsam genug, um von der Mondschwerkraft eingefangen und in eine Umlaufbahn gelenkt zu werden.
Jetzt sind die drei Apollo-Astronauten endgültig am Ziel…