Während die Erdbewohner dem ersten Weihnachtstag des Jahres 1968 entgegenschlummern, bereiten sich die Astronauten an Bord der Apollo 8 auf ihren Rückflug vor. Denn während der zehnten und letzten Umkreisung des Mondes steht erneut ein entscheidendes Manöver bevor: Das Raumschiff muss beschleunigt werden, um den Mondorbit wieder zu verlassen.
Abschied vom Erdtrabanten
Wieder sind Borman, Lovell und Anders dabei auf sich allein gestellt, denn auch dieses Manöver muss auf der erdabgewandten Seite des Mondes erfolgen. Kurz nach Mitternacht am 25. Dezember ist es soweit: Die Triebwerke der Apollo 8 zünden und beschleunigen das Raumschiff innerhalb von rund drei Minuten um etwa einen Kilometer pro Sekunde – genug, um der Anziehungskraft des Mondes zu entkommen.
In der Bodenstation in Houston warten die NASA-Teammitglieder derweil gespannt auf das erste Lebenszeichen der Apollo nach der Funkstille – wird es zur geplanten Zeit kommen? Denn nur wenn der Funkkontakt exakt zur vorausberechneten Zeit erfolgt, liegt die Apollo 8 auf Kurs zurück in Richtung Erde. Und es gelingt: Unter dem Jubel der Bodencrew meldet Lovell: „Houston, hier ist Apollo 8. Bitte nehmt zur Kenntnis, dass es einen Santa Claus gibt.“
Rückflug und Wiedereintritt
Der Rückflug zur Erde verläuft ohne größere Komplikationen. Elf Stunden nach Austritt aus der Mondumlaufbahn erreichen die Astronauten wieder die Einflusssphäre der Erde. Von nun an wird ihr Raumschiff mit steigender Geschwindigkeit vom Heimatplaneten angezogen. Die nächste Bewährungsprobe für Schiff und Besatzung folgt erst wieder beim Eintritt in die Erdatmosphäre.
Kurz vorher, knapp 3.000 Kilometer von der Erdoberfläche entfernt, sprengen die Apollo-Astronauten das Servicemodul ab. Jetzt fliegt nur noch die Kommandokapsel der Erde entgegen. Geht nun etwas schief und die Kapsel prallt beispielsweise von der Erdatmosphäre ab, sind die drei Astronauten verloren. Denn die Batterien und Sauerstofftanks der Kapsel reichen nur wenig länger als bis zur geplanten Landung.
In 122 Kilometern Höhe trifft die Apollokapsel auf die obere Erdatmosphäre und wird durch die Reibung der Gashülle abgebremst. Der Hitzeschild der Kapsel heizt sich bis auf 2.800 Grad auf und erzeugt in ihrem Umfeld ein ionisiertes Plasma. Aus dem Fenster sehen die Astronauten dieses als helles Leuchten, dass sie zunächst für den Sonnenaufgang halten.
Die Landung
Während die Apollokapsel mit glühendem Hitzeschild durch die Atmosphäre rast, sind Borman, Lovell und Anders Kräften von bis zu sechs g ausgesetzt. Nach fast einer Woche in der Schwerelosigkeit fühlt sich das an, als sitze ein Elefant auf ihrer Brust, wie sie später berichten. Doch diese Belastung hält glücklicherweise nicht lange an: Kurz darauf schon ist die Kapsel auf unter Schallgeschwindigkeit abgebremst und die Bremsfallschirme öffnen sich. An ihnen sinkt die Apollokapsel nun die letzten Kilometer bis zur Meeresoberfläche ab.
Um 05:51 Uhr Ortszeit am 27. Dezember hat die Erde die Apollo-Astronauten wieder. Ihre Kapsel wassert im Pazifik, trifft dabei allerdings zunächst kopfüber auf. Kopfüber hängen die drei in ihren Gurten und werden dabei vom starken Wellengang umhergeschleudert. Nach einigen Minuten jedoch richtet sich die Kapsel auf und ihre Luke wird von US-Kampfschwimmern geöffnet. Nach einer Woche „Konservenluft“ atmen die drei Mondastronauten erstmals wieder frische Seeluft – sie sind zuhause.
Das Erbe der Apollo 8
Mit ihrem ersten Flug zum Mond haben die Astronauten der Apollo 8 nicht nur Raumfahrtgeschichte geschrieben. Ihre Mission bahnte auch buchstäblich den Weg zur ersten Mondlandung, die mit Apollo 11 rund ein halbes Jahr später erfolgte. Borman, Lovell und Anders haben den Kurs vorgegeben, dem später auch ihre Kollegen Neill Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins folgen sollten. Die Fotos der drei Apollo-8-Astronauten zeigten zudem erstmals die Mondoberfläche aus der Nähe. Das ermöglichte es der NASA, eine geeignete Landestelle für Apollo 11 auszuwählen.
Auch wenn Apollo 8 heute oft von Apollo 11 überschattet und verdrängt wird: Sie war ein Meilenstein der Raumfahrt und der erste Schritt der Menschheit hinaus ins weite All. Ohne sie wäre zudem die erste Mondlandung nicht möglich gewesen – oder zumindest nicht schon im Juli 1969.