Es ist eines der Zentren der europäischen Porzellan-Herstellung: Bekannte Marken wie Rosenthal, Hutschenreuther, oder Seltmann und Orte wie das fränkische Selb oder das böhmische Schlaggenwald haben die Geschichte des „weißen Golds“ geprägt. Das edle Geschirr aus Böhmen, Franken und der Oberpfalz reiste schon vor mehr als 100 Jahren auf Luxusdampfern, schmückte Tische von Königshäusern und war nicht zuletzt auch als Mitbringsel aus den mondänen Kurbädern Böhmens beliebt.
Begehrter Rohstoff Kaolin
Dass eines der Zentren der europäischen Porzellanproduktion ausgerechnet in dieser Region entstand, ist kein Zufall. Denn die reichen Rohstoff-Vorkommen dieser Region liefern den wichtigsten Rohstoff für das „weiße Gold“: das Kaolin. Dieses Gestein wurde gebildet, als das Granit der alten Gebirgswurzeln vor Jahrmillionen verwitterte. Es entstanden die typischen blättrigen Kristalle, die diese „weiße Erde“ extrem weich und pudrig machen.
Die reichen Vorkommen an Kaolin, aber auch das in Mengen vorhandene Brennholz für die Brennöfen führten dazu, dass in dieser Region ein Zentrum der Porzellanherstellung entstand. Allein in Selb wurde zur Blütezeit im 19. Jahrhundert die Hälfte des deutschen Porzellans produziert – die Stadt gilt als „Hauptstadt des Porzellans“. Im böhmischen Schlaggenwald steht die älteste Porzellanfabrik Böhmens, ein bedeutendes Kulturdenkmal Tschechiens. Hier waren zeitweise mehrere tausend Arbeiter beschäftigt.
Bis in die 1990er Jahre und damit fast 200 Jahre lang war die Porzellanindustrie prägend für dieses Region. Erst mit der Globalisierung sank die Bedeutung der böhmischen und fränkischen Porzellanfabriken. An die Welt des weißen Goldes erinnern heute mehrere Museen, darunter das „Porzellanikon“ in Selb, das größte Spezialmuseum für Porzellan in Europa. In der ehemaligen Fabrik des Porzellanherstellers Rosenthal informieren hier gleich drei Teilmuseen über die Herstellungsgeschichte des Porzellans, die technische Nutzung dieses Materials und die Geschichte des Rosenthal-Porzellans.