Biologie

Europa: Diese invasiven Arten sind am gefährlichsten

Forscher stufen 66 Spezies als besondere Bedrohung für die heimische Artenvielfalt ein

Fuchshörnchen
Niedlich, aber eine Gefahr für unsere heimischen Eichörnchen: Das nordamerikansiche Fuchshörnchen gehört zu den acht für Europa gefährlichsten invasiven Arten. © Alan Schmierer/ gemeinfrei

Drohende Invasion: Biologen haben 66 Tier- und Pflanzenarten identifiziert, die für Europas Artenvielfalt besonders gefährlich werden könnten. Denn diese Spezies sind bei uns nicht heimisch, könnten aber in den kommenden Jahren eingeschleppt werden. Wenn sie sich ausbreiten, wäre dies eine Gefahr für die heimische Artenvielfalt, so die Warnung der Wissenschaftler.

Ob der räuberische Neuguinea-Plattwurm, die Beifuß-Ambrosie oder Rippenquallen und die Asiatische Strandkrabbe in der Ostsee: In Europa tauchen immer mehr Tiere und Pflanzen auf, die ursprünglich anderswo heimisch sind. Viele von ihnen gelangen als „Blinde Passagiere“ mit dem Schiffsverkehr und dem Ballastwasser von Schiffen zu uns, andere werden durch den Handel mit Exoten bei uns freigesetzt. Zum Problem werden diese invasiven Arten dann, wenn sie sich drastisch ausbreiten und dabei heimische Spezies verdrängen.

Welche Spezies könnten gefährlich werden?

Von welchem potenziell invasiven Arten künftig in Europa die meiste Gefahr droht, hat nun ein internationales Expertenteam ermittelt. Für ihre Studie bewerteten Helen Roy vom Centre for Ecology & Hydrology und ihr Team für mehrere hundert Tier- und Pflanzenarten, wie wahrscheinlich eine Einschleppung in den kommenden Jahren ist und wie negativ die Folgen für die heimische Fauna und Flora wären.

Argus-Schlangenkopffisch
Sieht harmlos aus, führt aber die Liste der gefährlichsten invasiven Arten an: der Argus-Schlangenkopffisch. © George Berninger Jr / CC-by-sa 4.0

„Die Ankunft invasiver Arten zu verhindern ist die effektivste Art, Bioinvasoren zu bekämpfen“, sagt Roy. „Doch um vorhersagen zu können, welche Arten am ehesten bei uns ankommen und überleben, müssen zahlreiche miteinander verknüpfte ökologische und sozioökonomische Faktoren berücksichtigt werden – auch das Klima und die Handelsrouten.“ Genau dies haben die Forscher nun getan.

Hohes Risiko am Mittelmeer, geringeres in den Alpen

Das Ergebnis ist eine Rangliste von 66 Tier- und Pflanzenarten, die für die europäischen Ökosysteme eine besondere Bedrohung werden könnten. Unter ihnen sind sowohl Meeresbewohner wie Muscheln, Krebse und Seetang als auch landlebende Tiere wie Schnecken oder Nagetiere. Die meisten davon stammen ursprünglich aus Asien, gefolgt von der Neuen Welt als Herkunftsregion. 40 dieser Arten stuften die Forscher als Hochrisikoarten ein, acht sogar als sehr hohes Risiko.

Auch welche Regionen in Europa besonders durch die Bioinvasoren gefährdet sind, haben die Wissenschaftler ermittelt. Weil viele der invasiven Arten aus tropischen oder zumindest warmen Gefilden stammen, bietet ihnen der Mittelmeerraum die besten Bedingungen, um sich zu etablieren. Aber auch die Atlantikküste ist ein Risikogebiet. Kaum gefährdet ist dagegen der Alpenraum, wie die Forscher berichten.

Die acht gefährlichsten Invasoren

Unter den acht als besonders gefährlich eingestuften Bioinvasoren sind die Süßwassermuschel Limnoperna fortunei aus China und der Flusskrebs Orconectes rusticus aus Nordamerika. Beide könnte sich schnell in europäischen Gewässern etablieren und ausbreiten, wie die Forscher berichten. Ebenfalls im Süßwasser könnte der Argus-Schlangenkopffisch (Channa argus) aus Asien zur Gefahr werden. Diese Raubfische haben sich bereits in Nordamerika ausgebreitet und gelten dort als hochgradig invasive Art.

Flusskrebs
Der Flusskrebs Orconectes rusticus könnte zur Bedrohung für unsere heimischen Flusskrebse werden. © Tennessee Wildlife Resources Agency

Unter den marinen Arten droht besondere Gefahr vom Gestreiften Korallenwels (Plotosus lineatus), der schwarzgestreiften Muschel (Mytilopsis sallei) und der grünen Meeresalge Codium parvulum. Letzte gilt als „Ökosystem-Ingenieur“, weil sie die Nahrungsnetze ganzer Meeresgebiete verändern kann. Schon jetzt wurden Exemplare dieser Alge vor der Küste Israels und des Libanon nachgewiesen.

Unter den Top Acht der Risikoliste ist aber auch ein Säugetier: das Fuchshörnchen (Sciurus niger). Dieser nordamerikanische Verwandte unseres Eichhörnchens kann mit Schwanz bis zu 70 Zentimeter groß werden. Ähnlich wie vor ihm schon das Grauhörnchen ist er damit größer und stärker als die europäischen Eichhörnchen und könnte sie daher aus ihren angestammten Gebieten verdrängen. (Global Change Biology, 2018; doi: 10.1111/gcb.14527)

Quelle: Centre for Ecology & Hydrology

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