Mikrobiologie

Demenz durch Pilzinfektionen?

Candida-Hefepilz könnte auch unserem Gehirn schaden

Candida albicans
Mischt der Hefepilz Candida albicans bei Erkrankungen wie Alzheimer mit? © CDC/ Lucille Georg

Unerwarteter Effekt: Der verbreitete Hefepilz Candida albicans kann nicht nur Lungenentzündungen und Blutvergiftungen auslösen – sondern womöglich auch dem Gehirn schaden. Darauf deuten nun Versuche mit Mäusen hin: Bei den Nagern löste der Pilz kurzfristige Gedächtnisprobleme aus. Außerdem verursachte er die Ansammlung sogenannter Beta-Amyloid-Moleküle im Gehirn. Diese Proteine finden sich auch in den für Alzheimer typischen Plaques, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“ berichten.

Der Hefepilz Candida albicans ist einer unserer typischen unsichtbaren Begleiter. 75 Prozent aller Menschen tragen ihn im Darm oder auf der Haut mit sich – in der Regel, ohne etwas davon zu bemerken. Bei Personen mit einem angegriffenen Immunsystem kann der Pilz allerdings schwere Erkrankungen wie Lungenentzündungen bis hin zu Blutvergiftungen auslösen.

Doch das ist noch nicht alles: Wie Forscher um David Corry vom Baylor College of Medicine in Houston nun berichten, könnte ein Candida-Befall sogar langfristige Folgen auf unser Gehirn haben. „Pilzinfektionen wurden in der Vergangenheit mit einem erhöhten Risiko für Demenz in Verbindung gebracht. Diese Beobachtung hat uns zu der Frage geführt, ob der Hefepilz Hirninfektionen auslösen kann und wenn ja, welche Konsequenzen das hat“, sagt der Wissenschaftler.

Kurzfristige Gedächtnisprobleme

Für die Studie untersuchte das Forscherteam die Auswirkungen einer Candida-albicans-Infektion im Mausmodell. Dabei injizierten sie den Pilz in den Blutkreislauf der Nager und beobachteten, was passierte. Überraschenderweise zeigte sich: Der Krankheitserreger ist offenbar dazu in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. „Wir hätten nicht gedacht, dass die Hefe ins Gehirn gelangt, aber sie tut es“, berichtet Corry.

Weitere Untersuchungen offenbarten, dass dieser Befall nicht ohne Folgen blieb. So löste der Pilz bei den Mäusen nicht nur vorübergehende Einschränkungen des räumlichen Gedächtnisses aus. Durch die Infektion wurden auch die Mikroglia aktiv – die Immunzellen des Nervensystems. Im Kampf gegen den fremden Eindringling produzierten diese Zellen einer Reihe von Molekülen, die Entzündungsreaktionen im Gehirn der Mäuse auslösten. Dabei wurde die Hefe in Granulom-artigen Strukturen eingeschlossen, wie Corry und seine Kollegen berichten.

Bedeutung für Alzheimer und Co?

Das Interessante daran: Rund um die eingeschlossenen Hefezellen sammelten sich sogenannte Beta-Amyloid-Moleküle an – diese Moleküle finden sich typischerweise in den für die Alzheimer-Erkrankung charakteristischen Plaques. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass der Einfluss von Hefepilzen auf die menschliche Gesundheit weit über Lungenerkrankungen und Sepsis hinausgeht“, sagt Corry.

„In manchen Fällen könnten sie auch bei neurodegenerativen Leiden wie Alzheimer, Parkinson oder Multiple Sklerose mitmischen“, vermutet er. Ob dies tatsächlich der Fall ist, müssen in Zukunft allerdings erst weitere Studien zeigen. (Nature Communications, 2019; doi: 10.1038/s41467-018-07991-4)

Quelle: Baylor College of Medicine

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