Neurobiologie

Wie das Glückshormon unser Essverhalten beeinflusst

Ausschüttung von Dopamin in zwei Essphasen

Donuts essen
Wenn wir Leckereien verspeisen, wird im Gehirn das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet. © Stock-colors/ iStock.com

Essen für das Belohnungsgefühl: Der Botenstoff Dopamin reguliert über Belohnungsreize unsere Nahrungsaufnahme. Forscher haben nun herausgefunden, wie genau dies vonstattengeht. Demnach erfolgt die erste Ausschüttung des Glückshormons bereits, wenn leckeres Essen unsere Zunge berührt. Eine zweite Freisetzung erfolgt dann, wenn die Nahrung den Magen erreicht hat. Diese Reaktion ist auch abhängig von unserem persönlichen Verlangen nach dem jeweiligen Lebensmittel, wie das Team berichtet.

Das als Glückshormon bekannte Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff unseres Nervensystems. Es spielt vor allem im Belohnungssystem eine zentrale Rolle und wird zum Beispiel dann ausgeschüttet, wenn wir lang angestrebte Ziele erreichen oder ein Verlangen oder die unmittelbare Aussicht auf Belohnung uns zu einer Handlung motivieren. So mischt Dopamin mit, wenn sich ein Schüler über eine Eins in Mathe freut – aber auch, wenn ein Raucher sich die langersehnte Zigarette ansteckt.

Auch unser Verlangen nach Essen wird unter anderem über Dopamin gesteuert. Doch wie genau kontrolliert der Botenstoff die Nahrungsaufnahme? Um dies herauszufinden, haben Wissenschaftler um Mark Tittgemeyer vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in Köln ihre Probanden nun mit Milchshakes verführt. Während die Teilnehmer die Getränke genießen durften, beobachtete das Forscherteam die Ausschüttung von Dopamin in deren Gehirn.

Abhängig vom Verlangen

Dabei zeigte sich: Das Gehirn schüttet bereits die ersten Dopamin-Moleküle aus, wenn das Shake die Zunge berührt. Sobald das Getränk den Magen erreicht, wird der Botenstoff ein weiteres Mal freigesetzt. Damit bestätigt die Untersuchung Erkenntnisse aus früheren Studien, wie Tittgemeyer berichtet: „Experimente mit Mäusen haben ergeben, dass es dem Gehirn gemeldet wird, wenn Nahrung den Magen erreicht. Unsere Ergebnisse zeigen, dass dies auch beim Menschen geschieht.“

Zudem deckten die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen dem individuellen Verlangen und der Freisetzung des Glückshormons auf. So wurde bei Teilnehmern, die besonders große Lust auf ein Milchshake verspürten, mehr Dopamin ausgeschüttet – allerdings nur, solange das Getränk im Mund war. Erreichte es den Magen, wurde dagegen überraschenderweise weniger des Botenstoffs frei. „Unsere Daten zeigen, dass unser Verlangen eng mit Dopamin verbunden ist. Bleibt die zweite, durch den Magen vermittelte Dopamin-Freisetzung aus, essen wir möglicherweise weiter, bis diese erfolgt“, erläutert Mitautor Heiko Backes die möglichen Folgen dieses Phänomens.

Ansatz zur Gewichtskontrolle?

Idealerweise stehen Energieverbrauch und Nahrungsaufnahme im Gleichgewicht. Sind die Belohnungssignale jedoch in Bezug auf dieses Gleichgewicht falsch kalibriert, kann dies zu Übergewicht und Fettleibigkeit führen, wie die Forscher betonen. Wäre eine Kontrolle der Dopamin-Freisetzung also eine mögliche Lösung gegen überflüssige Pfunde?

„So leicht ist das leider nicht“, konstatiert Tittgemeyer. „Wie unsere Körpersignale unsere Handlungen beeinflussen, und wie man zum Beispiel durch kognitive Kontrolle darauf Einfluss nehmen kann, ist noch nicht wirklich verstanden. Da ist noch einiges an Forschung nötig.“ (Cell Metabolism, 2018; doi: 10.1016/j.cmet.2018.12.006)

Quelle: Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung

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