„Jeder ist seines Glückes Schmied“: Der Volksmund behauptet, dass Glück nicht nur von genetischer Veranlagung und äußeren Einflüssen bestimmt wird. Stattdessen kann angeblich jeder Einzelne von uns selbst für sein Glück sorgen. Doch stimmt das wirklich? Diese Frage ist auch für Mediziner von Interesse.
Denn gäbe es Wege, Menschen dazu zu bringen, sich selbst glücklicher zu machen, würden sich damit unter anderem neue Möglichkeiten zur Prävention psychischer Erkrankungen öffnen. So gilt inzwischen als unbestritten, dass nichts besser gegen negative Folgen von Schicksalsschlägen wappnet als eine positive Lebenseinstellung. Zudem trotzen glückliche Menschen körperlichen Leiden leichter und sie haben eine höhere Lebenserwartung.
Bewusste Alltagsgestaltung
Der Forschungszweig der positiven Psychologie hat inzwischen tatsächlich Hinweise darauf gefunden, dass Menschen Zufriedenheit wie eine Fremdsprache lernen können. Demnach sind auch von Natur aus eher griesgrämige Personen dazu in der Lage, ihr subjektives Glücksempfinden zu einem gewissen Grad zu steigern: Indem sie das Gehirn immer wieder gezielt positiven Situationen aussetzen.
Dies gelingt zum Beispiel, indem man seinen Alltag bewusst aktiv gestaltet und viel Neues ausprobiert, aber auch durch das Schaffen von Situationen, die sich relativ schnell erfolgreich abschließen lassen – zum Beispiel das Bad putzen, die Hecke schneiden oder eine Runde Joggen. Denn wer etwas gezielt und erfolgreich erledigt, der aktiviert sein Belohnungssystem und schüttet Glücksbotenstoffe aus.
Unglückliche Glücksjäger
Klar ist allerdings, dass Glücklich-Sein auch nicht erzwungen werden kann. Ironischerweise bewirkt ein übereifriges Streben nach Glück mitunter sogar genau das Gegenteil, wie Psychologen um Sam Maglio von der University of Toronto in Scarborough kürzlich festgestellt haben.
Personen, die ständig versuchen, noch glücklicher zu werden, haben im Alltag demnach häufig das Gefühl, zu wenig Zeit zu haben – und das wiederum macht sie unglücklich. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Jagd nach dem Glück bei unseren Probanden dazu führte, dass sie Zeit als rar wahrnahmen und das Gefühl hatten, nicht voranzukommen“, berichtet Maglio.
Das Glück ist schon da
Er vergleicht diese Situation mit einem Nager im Hamsterrad – und hat einen Rat an alle nach Glück Strebenden: „Es hilft, wenn man Glück nicht als Ziel betrachtet, das ständig weiterverfolgt werden muss – sondern als etwas, das schon längst um uns ist.“ So zeigte sich: Sollten die Studienteilnehmer aufschreiben, welche Dinge sie bereits heute haben und tun, die zeigen, dass sie eine glückliche Person sind, fühlten sie sich sofort besser.