Klein, aber zäh: In Alaska haben Paläontologen das Fossil eines 69 Millionen Jahre alten Beuteltiers entdeckt. Das nur wenige Zentimeter große Wesen lebte inmitten zahlreicher Dinosaurier, wie Knochenfunde belegen. Das Besondere jedoch: Dieses Beuteltier ist das nördlichste entdeckte. Zu seiner Lebenszeit lag der Fundort sogar noch näher am Nordpol – und es blieb dort vier Monate lang dunkel.
Zwar war das Klima während der Kreidezeit deutlich wärmer als heute, dennoch war Alaska selbst damals kein sehr wohnlicher Ort: Es blieb im Winter monatelang dunkel und es fiel auch häufiger Schnee. Lange hielten Paläontologen dieses Gebiet daher für höchstens dünn besiedelt. Umso überraschender war vor einigen Jahren die Entdeckung von tausenden Dinosaurierfossilien im hohen Norden. 2018 stießen Forscher auf Spuren von zwei Dinosaurierarten, die noch nie zusammen gefunden worden waren.
Nördlichstes bekanntes Beuteltier
Jetzt zeigt sich, dass die kreidezeitliche Tierwelt Alaskas sogar noch vielfältiger war als bisher angenommen. Denn Jaelyn Eberle vom University of Colorado Museum of Natural History und ihr Team haben dort erstmals auch zahlreiche Fossilien von Beuteltieren entdeckt. Es handelt sich um die Überreste von rund 60 Exemplaren einer nur wenige Zentimeter großen Art, die vor rund 69 Millionen Jahren lebte.
Die Unnuakomys hutchisoni getaufte Art ist damit die bisher nördlichste bekannte Beuteltier-Spezies überhaupt, wie die Forscher berichten. Zu Lebzeiten dieser Tiere lag ihr Lebensraum am 80. Breitengrad und damit jenseits des Polarkreises. Das einem kleinen Opossum ähnliche Unnuakomys ernährte sich wahrscheinlich von Insekten und Pflanzen – und musste mit rund vier Monaten Dauerdunkel zurechtkommen.
Spezielle Anpassungen?
Die Paläontologen vermuten, dass der kleine Beutler spezielle Anpassungen im Verhalten oder der Physiologie besaß, die es ihm ermöglichten, so weit im hohen Norden zu überleben. „Die schiere Häufigkeit von Unnuakomys hutchisoni am Fundort spricht dafür, dass dieses winzige Beuteltier in der arktischen Umwelt bestens gedieh, während die klimatischen Extreme für andere Beuteltiere offenbar als biogeografische Barriere wirkten“, erklären die Forscher.
Ihrer Ansicht nach belegen diese neuen Funde, dass der hohe Norden damals eine deutlich vielfältigere Tierwelt aufwies als lange angenommen. „Nord-Alaska war nicht nur von einer ganzen Reihe von Dinosauriern bewohnt. Die Tatsache, dass wir nun neue Arten von Säugetieren finden, gibt ganz neue Einblicke in die damalige Ökologie“, sagt Koautor Patrick Druckenmiller vom Alaska Museum of the North. „Mit jeder neuen Art bekommen wir ein neues Bild dieser urzeitlichen Polarlandschaft.“ (Journal of Systematic Palaeontology, 2019; doi: 10.1080/14772019.2018.1560369)
Quelle: University of Alaska Fairbanks