Was ist dran an den neuen Mondplänen der Raumfahrtnationen? Nachdem schon vor zehn Jahren ehrgeizige Pläne laut wurden, aber im Sande verliefen, scheint es jetzt Ernst zu werden. Sowohl die USA und Europa als auch China und Russland planen bereits in den nächsten Jahren Missionen, die die Rückkehr des Menschen zum Mond und den Aufbau einer Mondstation vorbereiten sollen.
Ein „Moon Village“ für alle
Bereits 2016 stellte ESA-Generalsekretär Jan Wörner seine Vision eines Monddorfes vor – einer für verschiedene Nationen und Zwecke offenen Basis auf dem Erdtrabanten. „Meine Intention ist es, eine dauerhafte Basis auf dem Mond aufzubauen“, so Wörner. „Die Teilnehmer an dieser permanenten Mondbasis können in ganz unterschiedlichen Feldern aktiv sein: Wissenschaft und Grundlagenforschung, kommerzielle Aktivitäten wie die Gewinnung von Rohstoffen oder sogar Tourismus.“
Diese Mondstation könnte zunächst von Robotern und unbemannte Rovern begonnen werden, nach und nach ergänzt durch menschliche Astronauten. „Der große Vorteil dieses Konzepts ist, dass wir am Anfang keine gigantischen Gelder benötigen“, so Wörner. „Wir können mit einer kleinen Landemission beginnen, wie sie viele Länder ohnehin bereits planen.“ Darauf aufbauend und in internationaler Kooperation könnten dann größere Vorhaben folgen. Das Monddorf könnte damit so etwas wie der Nachfolger der Internationalen Raumstation ISS werden – nur auf dem Mond statt im Erdorbit.
USA: „Diesmal kommen wir, um zu bleiben“
Auch die USA wollen wieder zum Mond: Im Dezember 2017 unterzeichnete US-Präsident Donald Trump eine Direktive, die eine Rückkehr zum Mond und Folgemissionen zum Mars als ein vordringliches Ziel des US-Raumfahrtprogramms festschreibt. „Dieses Mal werden wir nicht nur unsere Fahne aufstellen und unsere Fußabdrücke hinterlassen – wir werden eine Basis etablieren, die eine eventuelle Mission zum Mars und vielleicht eines Tages auch zu Welten darüber hinaus ermöglicht“, so Trump.
NASA-Administrator Jim Bridenstine ergänzte: „Wir fliegen zum Mond mit innovativen neuen Technologien und Systemen, um mehr Orte auf seiner Oberfläche zu erkunden, als wir jemals für möglich gehalten haben“, so Bridenstine. „Aber anders als bei Apollo wollen wir diesmal zum Mond um zu bleiben. Von dort aus werden wir den nächsten großen Sprung in der Erkundung des tiefen Weltalls machen.“
Der lunare Gateway
Konkret plant die NASA, in den 2020er Jahren einen lunaren „Gateway“ zu errichten – eine Raumstation in der Mondumlaufbahn. „Dieser Gateway wird uns eine strategische Präsenz im cislunaren Raum geben und uns helfen, den Mond und seine Ressourcen zu erkunden“, sagte William Gerstenmaier von der NASA gegenüber „nature“. Auch bemannte Exkursionen zur Mondoberfläche sollen von dort aus erfolgen.
Ähnlich wie die ISS soll diese Orbitalstation modular aufgebaut sein und nach und nach ergänzt werden. Den Transport der Bauteile sollen das Space Launch System (SLS) gekoppelt mit dem Orion-Raumschiff der NASA übernehmen. Der erste Start dieses noch im Test befindlichen Systems ist für 2020 geplant. Geht alles glatt, könnte bereits 2022 das zentrale Antriebs- und Versorgungselement der Station zum Mondorbit gebracht werden. 2024 soll dann ein erstes Habitat- und Labormodul für Astronauten folgen. Ab dann könnten Besatzungen jeweils für einem Turnus von 30 oder 60 Tagen auf dieser Station leben und arbeiten.
Landung mit privater Hilfe
Für den Weg von der Orbitalstation zur Mondoberfläche will die NASA private Unternehmen mit ins Boot holen. Ende 2018 lancierte sie dafür eine Ausschreibung im Rahmen des NextSTEP-Programms, an der sich sechs Unternehmen beteiligen. Aufgabe ist es, ein System zu entwickeln, dass den Transfer zur Mondoberfläche, die Landung und die sichere Rückkehr zur Orbitalstation ermöglicht.
Eine der Vorgaben für die künftigen Landemodule ist, dass sie wiederverwendbar sein sollen. Während bei den Apollo-Landemodulen der gesamte Unterbau auf dem Mond stehen blieb – und dort bis heute steht, sollen die künftigen Lander komplett wiederaufsteigen können. Neuen Treibstoff erhalten sie dann entweder auf der Oberfläche oder im Orbit. „Wenn wir im nächsten Jahrzehnt wieder Astronauten auf die Oberfläche des Mondes schicken, dann soll dies auf nachhaltige Weise geschehen“, sagt NASA-Administrator Jim Bridenstine.