Bleibt noch die Frage der Nahrung für die künftigen Mondbewohner. Bisher müssen Astronauten – beispielsweise auf der ISS – von der Erde aus mit Lebensmitteln versorgt werden. Doch was schon in der Erdumlaufbahn aufwendig und teuer ist, wäre bei einer Mondbasis von der Logistik und den Kosten nicht machbar. Voraussetzung ist es daher, dass die Besatzung der Mondstation so viel wie möglich vor Ort produziert.
Gemüseanbau auf Mondregolith
Zumindest in puncto Gemüse und Obst könnte das einfacher sein als lange gedacht. Bereits 2016 ist es niederländischen Forschern gelungen, Pflanzen auf simuliertem Mond- und Marsboden anzubauen. Das Problem: Weil es auf dem Mond kein Leben gibt, enthält der Regolith auch keine organischen Bestandteile – und damit kaum Nährstoffe. Die fehlenden organische Komponenten könnten jedoch die Astronauten selbst liefern, beispielsweise mit ihrem Kot oder Essenabfällen.
In ihrem Anbau-Experiment reicherten Wieger Wamelink und sein Team ihren simulierten Mondregolith mit solchem organischen Material an und gaben noch irdische Bodenbakterien dazu, die für die Umsetzung dieses Materials sorgten. Dann säten sie Tomaten, Erbsen, Roggen, Rettich, Lauch, Spinat, Salat, Kresse, Quinoa und Schnittlauch auf diesem Boden aus. Das Ergebnis: Die Pflanzen wuchsen und gediehen auf den simulierten Mondböden. Zwar produzierten sie nur etwa halb so viel Biomasse wie auf irdischem Boden – aber zum Ernten reichte es.
Testanbau im Orbit und in der Antarktis
Eine andere Lösung testen Astronauten auf der Raumstation ISS. Schon seit 2015 ist eine Art Mini-Gewächshaus Teil der Stationseinrichtung. In ihm wachsen Pflanzen in einer kalkhaltigen Mineralmasse, ergänzt durch eine Nährlösung. Das Ganze wird von roten, blauen und grünen LEDs beleuchtet. Schon mehrfach hat dieses „Veggie“-System die ISS-Besatzung mit frischem Salat versorgt. Die nächste Stufe ist nun ein in sich geschlossenes, vollautomatisiertes Pflanzenzuchtsystem. Mehr als 180 Sensoren erfassen darin selbstständig den Zustand von Boden, Luft und Wasser und regulieren die Versorgung.
Ein weiterer Test für den lunaren Pflanzenanbau läuft derzeit in der Antarktis. Rund 400 Meter von der deutschen Antarktisstation Neumayer III entfernt, steht dort seit Anfang 2018 der Gewächshaus-Container EDEN-ISS. Nach ähnlichem Prinzip wie auf der Raumstation wachsen hier unter anderem Salat, Radieschen und Gurken. Die erste Ernte haben die Polarforscher bereits eingebracht – und mit Genuss verspeist.
„Umso weiter und länger Menschen sich von der Erde wegbewegen, desto notwendiger wird es, Pflanzen zum Essen, für die Aufbereitung der Atmosphäre und für die Psyche anbauen zu können“, erklärt Gioia Massa von der NASA. „Pflanzen sind daher meiner Ansicht nach essenzielle Komponenten jeder künftigen Langzeitmission.“
Eine Frage der Abwägung
Klar ist aber auch: Von Salat und Gurken allein werden die Bewohner der künftigen Mondbasis nicht leben können. Zumindest ein Teil der Nahrungsmittel werden trotzdem von der Erde herangeschafft werden müssen. Insofern werden die Rückkehr zum Mond und auch die Etablierung einer Mondstation in jedem Fall kein billiges Vergnügen. Die entscheidende Frage wird daher sein, inwieweit die erlangten Vorteile und Erkenntnisse diese Kosten aufwiegen.