Wertvolles Gewürz: Forscher haben das Geheimnis um die evolutionären Wurzeln des Safran-Krokus gelüftet. Wie ihre Analysen zeigen, stammt die Pflanze von einer wilden Krokusart ab. Sie ist demnach ein Hybrid aus zwei leicht unterschiedlichen Typen dieser Wildspezies, die im Bereich der Ägäis wächst. Diese Erkenntnis könnte nun neue Möglichkeiten für die Züchtung der begehrten Gewürzpflanze eröffnen.
Safran ist das teuerste Gewürz der Welt: Seit der Antike verleiht das Luxusgut Speisen eine goldene Farbe und den besonderen Geschmack, der durch den Aromastoff Safranal zustande kommt. Die wertvollen Gewürzfäden werden aus den Blüten des nur im Herbst blühenden Safran-Krokus (Crocus sativus) gewonnen – eine aufwändige Arbeit: Für ein Kilogramm Safran müssen 150.000 bis 200.000 Blüten von Hand gepflückt werden.
Für viele Landwirte in Mittelmeerländern, im Kaschmir, in Indien, Afghanistan, dem Iran und Pakistan ist die Gewinnung von Safran der Haupterwerbszweig. Denn der Safran-Krokus gedeiht auch auf sonst kaum nutzbaren Böden. Problematisch für die landwirtschaftliche Nutzung ist allerdings, dass die Vermehrung der Pflanze nur durch Knollenteilung gelingt. Der Grund: Safran ist eine triploide Hybridart und somit unfruchtbar. Das bedeutet, dass alle weltweit kultivierten Pflanzen nur aus Tochterknollen stammen.
Elternarten gesucht
Die genetische Vielfalt des Safrans ist somit begrenzt und eine Züchtung nicht möglich. Um dies zu ändern, versuchen Forscher mehr über die Entwicklungsgeschichte der Gewürzpflanze herauszufinden. „Die evolutionären Wurzeln des Safrans sind inzwischen seit fast 100 Jahren Thema in der wissenschaftlichen Diskussion“, schreiben Thomas Schmidt von der Technischen Universität Dresden und seine Kollegen.
Doch nun haben der Molekularbiologe und sein Team das Geheimnis um den Ursprung des Safrans gelüftet. Für ihre Studie sequenzierten sie das Genom von Crocus sativus und untersuchten seine Chromosomen mithilfe cytogenetischer Methoden. Diese Ergebnisse verglichen sie anschließend mit Analysen anderer Krokusarten. „Auf diese Weise haben wir die Entstehung des Safran-Krokus nachvollzogen und die Elternarten aufgeklärt“, berichtet Schmidt.
Hybrid mit ägäischen Wurzeln
Das Ergebnis: Die Gewürzpflanze stammt offenbar von nur einer einzigen Krokus-Wildart ab – der Spezies Crocus cartwrightianus, die im Bereich der Ägäis vorkommt. Demnach ist der Safran aus der Verschmelzung der Genome zweier sogenannter Cytotypen dieses Wildkrokus entstanden, die sich auf chromosomaler Ebene leicht unterscheiden.
Mit dieser Erkenntnis scheint nun nicht nur die lange Suche nach den Ursprüngen des legendären Luxusguts beendet zu sein. Die Forscher liefern mit ihrer Arbeit auch neue Möglichkeiten für die Züchtung. Wie sie erklären, ist nun eine Neuzüchtung von Safranpflanzen aus Crocus cartwrightianus denkbar – ein Prozess, bei dem auch genetische Veränderungen in das Krokus-Erbgut eingebracht werden könnten.
„Dadurch besteht die Möglichkeit, den Genpool des Safrans zu erweitern und neue Formen dieses Gewürzes hervorzubringen“, schließt das Team. (New Phytologist, 2019; doi: 10.1111/nph.15715)
Quelle: Technische Universität Dresden