Typischerweise sind Eisberge weiß bis bläulich. Je stärker das Eis dabei komprimiert ist, desto blauer scheint es. Doch in der Antarktis gibt es Eisberge, die seltsamerweise grünlich schimmern. Warum, könnten nun Wissenschaftler aufgeklärt haben. Wie sie feststellten, färbt ein hoher Gehalt an winzigen Eisenoxidpartikeln das Eis dieser Eisberge so grün.
Von den kleinen Eisschollen frischen Meereises bis zu den riesigen Tafeleisbergen der Antarktis: Eisberge sind ein faszinierendes Phänomen. Viele dieser schwimmenden Brocken entstehen, wenn ein Gletscher kalbt und ein Stück von der ins Meer ragenden Gletscherfront abbricht. Andere, besonders große und flache Eisberge bilden sich, wenn sich im Schelfeis ein Riss bildet und Teil der gigantischen Eisplatte abbricht – wie 2017 beim Larsen-C-Schelfeis. Diese Eisberge können sogar verblüffend regelmäßig geformt sein – beispielsweise als Rechteck oder eisige Treppenstufen.
Tiefgrün statt bläulich-weiß
Die meisten Eisberge aber haben eines gemeinsam: Sie sind weißlich oder leicht bläulich gefärbt. Doch in den 1980er Jahren entdeckten Polarforscher im Südpolarmeer erstmals ein ungewöhnliches Phänomen: leuchtend grüne Eisberge. Seither rätseln Wissenschaftler, woher diese Eisbrocken ihre Farbe bekommen. Einer Theorie nach kommt diese Färbung von organischen Verunreinigungen, die von der Unterseite der Gletscher stammen und diese Eisberge bildet.
Doch Stephen Warren von der University of Washington und seine Kollegen haben nun Indizien für eine ganz andere Erklärung: Als sie Eisbohrkerne aus diesen grünen Eisbergen untersuchten, stellten sie fest, dass das grüne Eis kein Gletschereis, sondern Meereis ist. Und noch etwas fiel ihnen auf: „Als wir einen dieser Eisberge hinaufstiegen, war das erstaunlichste nicht die Farbe, sondern die Klarheit dieses Eises“, berichtet Warren. „Das Eis hatte keine Bläschen.“
Eisen als Färbemittel
Um dem Rätsel auf den Grund zu gehen, führten die Forscher chemische Analysen dieses grünen Eises durch. Dabei zeigte sich: In Bezug auf den organischen Gehalt war dieses Eis völlig unauffällig, es enthielt nicht mehr organische Partikel wie normales weißes oder blaues Eis auch. Anders sah dies aber beim Eisengehalt aus: Dieser lag 500-mal höher als im typischen Schelfeis.
Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte dies die auffallende Farbe mancher Eisberge erklären: Die feinen Eisenpartikel reagieren zu einem Eisenoxid und verleihen so dem Eis seine grünliche Farbe. Das aber bedeutet, dass diese Eisberge sogar eine wichtige Funktion im Ozean haben könnten: „Die Eisberge transportieren das Eisen weit ins Meer hinaus und dort kann dann das Phytoplankton es als Nährstoff nutzen“, erklärt Warren. „Wir haben immer gedacht, dass grüne Eisberge nur eine exotische Kuriosität sind, aber jetzt glauben wir, dass sie sogar wichtig sein könnten.
Von Gletschern bis ans Meer gebracht
Bleibt noch die Frage, woher das Eisen im Eis stammt. Noch ist das nicht eindeutig geklärt, aber Warren und sein Team vermuten, dass das Eisen von der Unterseite von Gletschern aus Gestein gelöst und zermahlen wird. Mit den Eisströmen gelangt es dann aus dem Landesinneren der Antarktis bis ans Meer. Dort lagern sich die Eisenpartikel an der Unterseite des Schelfeises ab und bilden so die grüne Schicht. (Journal of Geophysical Research: Oceans, 2019; doi: 10.1029/2018JC014479)
http://dx.doi.org/10.1029/2018JC014479
Quelle: American Geophysical Union