Genetik

Jack the Ripper: Täter mittels DNA entlarvt?

Genetische Indizien sprechen für die Schuld des damaligen Hauptverdächtigen

Jack the Ripper
Bis heute ist ungeklärt, welcher der damaligen Verdächtigen wirklich Jack the Ripper war. Jetzt liefern DNA-Analysen neue Indizien. © George Peters/ iStock.com

Kriminalfall wieder aufgerollt: Forscher haben einen möglichen Hinweis auf die wahre Identität von Jack the Ripper gefunden – dem berüchtigten Serienmörder des viktorianischen London. DNA-Spuren auf dem blutverschmierten Halstuch eines der Opfer stimmen demnach mit DNA-Abschnitten einer Nachfahrin des damaligen Hauptverdächtigen überein. Nach Ansicht der Wissenschaftler spricht dies dafür, dass der psychisch kranke Barbier Aaron Kosminski der Mörder war.

Er ist einer der berühmtesten Serienmörder der Geschichte: Im Herbst 1888 tötete Jack the Ripper in London gleich fünf Frauen auf brutale Weise. Er durchschnitt seinen Opfern die Kehle und verstümmelte sie zum Teil. Obwohl die Londoner Polizei damals alle Anstrengungen unternahm, den Mörder zu finden, ist bis heute unklar, wer wirklich hinter Jack the Ripper steckte. Unter den Verdächtigen waren ein russischer Arzt und Ex-Sträfling, ein irischer Quacksalber, ein homosexueller Anwalt und ein psychisch kranker Barbier aus Polen.

Ein blutiger Schal

Das Problem: Der damaligen Polizei fehlten moderne Kriminaltechniken wie DNA-Analysen und selbst Fingerabdrücke waren zu jener Zeit noch Neuland. Zudem gab es nur wenige eindeutige Spuren des Täters, darunter einige Briefe, deren Echtheit allerdings heute bezweifelt wird, und einen blutbeschmierten Schal, der am Fundort des vierten Opfers, Catherine Eddowes, gefunden wurde.

„Dieser Schal ist unseres Wissens nach das einzige physische Beweisstück dieser Morde“, sagen Jari Louhelainen von der John Moores University in Liverpool und sein Kollege David Miller von der University of Leeds. Deshalb haben sie nun winzige Proben aus den Flecken dieses Schals entnommen und sie einer vergleichenden DNA-Analyse unterzogen. Schwerpunkt war dabei die mitochondriale DNA – Erbgut, das über die mütterliche Abstammungslinie weitergegeben wird.

Der Clou dabei: Die auf dem Schal gefundenen DNA-Sequenzen verglichen die Forscher mit der DNA von noch lebenden Verwandten des Opfers und des damaligen Hauptverdächtigen, des polnischen Barbiers Aaron Kosminski.

Übereinstimmung mit Kosminski-Nachfahrin

Das Ergebnis: Wie erwartet, passte die DNA der Blutflecken zu der des Opfers – was bestätigt, dass dieser Schal tatsächlich von Catherine Eddowes stammt. Deutlich spannender aber waren die Vergleichswerte für weitere DNA-Schnipsel, die nicht vom Opfer stammen konnten: Sie zeigten deutliche Übereinstimmungen mit dem Erbgut der Nachfahrin von Kosminski, wie die Forscher berichten.

Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte dies bestätigen, dass der schon damals hochverdächtige Kosminski tatsächlich der Mörder war – und damit auch Jack the Ripper. Weitere DNA- Analysen sprechen zudem dafür, dass der Täter braune Augen und Haare besaß. „Damit passt diese phänotypische Information zu dem einzigen historischen Zeugenbericht, der als zuverlässig gilt“, sagen Louhelainen und Miller.

Wie aussagekräftig ist das Ergebnis?

Allerdings: Nicht alle Wissenschaftler sind von den Schlussfolgerungen der beiden Forscher überzeugt. So kritisiert Walther Parson von der Medizinischen Universität Innsbruck gegenüber dem „Science“-Magazin, dass die DNA-Sequenzen im Fachartikel nicht detailliert aufgeführt werden – was es unmöglich macht, die Resultate nachzuvollziehen und zu überprüfen. Louhelainen und Miller begründen dies mit dem Datenschutz: Weil die jeweiligen Nachfahren heute noch leben, dürfe ihr Gencode nicht einfach veröffentlicht werden.

Eine weitere Kritik äußert Parsons Kollege Hansi Weissensteiner: Mitochondriale DNA sei nur bedingt dazu geeignet, enge Verwandtschaften zu beweisen. Denn rein theoretisch könnten damals tausende von Londonern ähnlich übereinstimmende DNA-Abschnitte besessen haben. „Anhand der mitochondrialen DNA kann man eigentlich nur Verdächtige ausschließen“, so Weissensteiner.
Theoretisch müsste man demnach erst die DNA auch aller anderen damaligen Verdächtigen hinzuziehen, um ihre Täterschaft eindeutig auszuschließen. (Journal of Forensic Sciences, 2019; doi: 10.1111/1556-4029.14038)

Quelle: Wiley, Science Magazine

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