Bauch- und Kopfgehirn sind erstaunlich eng miteinander verknüpft und sich auch strukturell auffallend ähnlich. Diese Beobachtung hat Mediziner inzwischen zu der Vermutung geführt, dass beide Nervensysteme von denselben Krankheiten betroffen sein können.
Einen ersten Hinweis darauf entdeckte James Parkinson bereits im 19. Jahrhundert. Der britische Arzt stellte damals fest: Patienten, die unter der nach ihm benannten neurodegenerativen Erkrankung litten, klagten häufig auch über Darmbeschwerden wie Verstopfungen. Gab es da einen Zusammenhang?
Parkinson-Symptome im Bauch
Tatsächlich weiß man heute, dass bei Morbus Parkinson nicht nur Nervenzellen in der Substantia nigra des Gehirns zugrunde gehen – ihre Pendants im Magen-Darm-Trakt können ebenfalls betroffen sein. Das Gewebe des enterischen Nervensystems zeigt bei Parkinson ähnliche pathologische Veränderungen wie jenes im Kopf.
Möglicherweise nimmt die Erkrankung sogar im Bauchraum ihren Anfang und wandert von dort nach oben. Schließlich manifestieren sich die unspezifischen Darmbeschwerden oftmals schon Jahre bevor die Krankheit die typischen motorischen Störungen verursacht und erkannt wird. Diese Erkenntnis könnte sich in Zukunft für neue Früherkennungsmethoden nutzen lassen. Forscher untersuchen derzeit, wie verlässlich sich Parkinson anhand von Biopsien der Nerven im Darm diagnostizieren lässt – mit vielversprechenden Ergebnissen.
Zusammenhang mit Alzheimer?
Unser Verdauungsorgan als Fenster zu unserem Kopf: Dies könnte sich neben Parkinson auch für andere Krankheiten bewahrheiten, die gemeinhin als Leiden des Gehirns gelten – zum Beispiel Multiple Sklerose oder Alzheimer. So gibt es erste Hinweise darauf, dass der Magen-Darm-Trakt bei diesen Leiden ebenfalls mitmischt. Schwedische Forscher haben kürzlich etwa herausgefunden, dass bestimmte Mikroben der Darmflora die Bildung der Alzheimer-Plaques im Gehirn beeinflussen. Welche Rolle der Bauch bei diesen Erkrankungen genau spielt, ist allerdings noch unklar.