Grüner Zeuge der Geschichte: Forscher haben im US-Bundesstaat North Carolina eine mindestens 2.624 Jahre alte Sumpfzypresse entdeckt. Die Pflanze ist damit der älteste lebende Baum im östlichen Nordamerika – und der älteste bekannte Feuchtgebietsbaum der Welt. Ihre Jahresringe sollen den Forschern nun auch Hinweise auf das vergangene Klima in der Region liefern.
Bäume sind ein wichtiger Teil der Pflanzenwelt und gehören zu den ältesten Lebewesen auf unserem Planeten. Manche Arten können ein enormes Alter von mehreren tausend Jahren erreichen, weil sie immer wieder neu aus einem Wurzelstock austreiben. Dies ist zum Beispiel bei einer 9.560 Jahre alten Fichte in Schweden der Fall.
Doch es gibt auch Bäume, bei denen nicht nur der Wurzelstock, sondern auch der oberirdisch sichtbare Teil beeindruckend alt ist. Erst vor zwei Jahren haben Forscher zum Beispiel eine mehr als 1.075 Jahre alte Kiefer in Griechenland entdeckt – und damit den in seiner Gesamtheit ältesten bekannten Baum Europas.
Jahresringe im Blick
Noch älter ist eine nun im Osten Nordamerikas identifizierte Echte Sumpfzypresse (Taxodium distichum). Wie ihr Name bereits verrät, gedeiht diese Spezies bevorzugt an feuchten und periodisch überschwemmten Standorten. Zum Beispiel entlang des Black River in North Carolina: Genau dort waren David Stahle von der University of Arkansas in Fayetteville und seine Kollegen bereits im Jahr 1988 auf einen 1.700 Jahre alten Zypressenbaum gestoßen – und haben seitdem gezielt nach weiteren alten Gewächsen Ausschau gehalten.
Für ihre aktuelle Studie untersuchten die Wissenschaftler 110 Sumpfzypressen aus einem bisher noch nicht erforschten Teil des unter Naturschutz stehenden, bewaldeten Feuchtgebiets. Um diese Pflanzen zu datieren, entnahmen sie Bohrproben des Holzes. Anhand der Jahresringe und mithilfe der Radiokarbondatierung ließ sich dann das Alter der Bäume bestimmen.
Überraschend alt
Im Falle einer dieser Sumpfzypressen zeigte sich, dass ihre Geschichte erstaunlich weit zurückreicht: mindestens 2.624 Jahre. Dieses Alter macht den Baum nicht nur zu dem ältesten lebenden Baum im Osten Nordamerikas, wie das Team berichtet. Er ist damit auch der älteste bekannte Feuchtgebietsbaum der Welt – und einer von weltweit nur acht Baumarten, die nachweislich über 2.000 Jahre alt werden können.
„Es ist äußerst bemerkenswert, dass ein so alter Baum bis heute überdauert hat“, konstatiert Stahle. „Das Holz Echter Sumpfzypressen ist sehr begehrt und die Bäume wurden in der Vergangenheit in großem Ausmaß gefällt. Auch heute ist ihr Bestand entlang des 106 Kilometer langen Black River teilweise durch Abholzung und Umweltverschmutzung bedroht.“
Wertvolle Klimainformation
Die Forscher hoffen, aus dem Holz dieser und weiterer alten Sumpfzypressen wertvolle Informationen über das vergangene Klima in der Region zu erhalten. Denn in den Jahresringen finden sich unter anderem Hinweise auf Dürreperioden und Zeiten der Überschwemmung.
„Diese urtümlichen Bäume können uns eine Vorstellung davon geben, wie North Carolina vor tausenden von Jahren ausgesehen hat. Sie sind eine Quelle der Inspiration und Teil eines wichtigen Ökosystems“, betont die nicht an der Studie beteiligte Katherina Skinner von der Naturschutzorganisation The Nature Conservancy. (Environmental Research Communications, 2019; doi: 10.1088/2515-7620/ab0c4a)
Quelle: University of Arkansas