Ökologie

Tropen: Jagddruck gefährdet Säugetiere

Selbst in intakten Wäldern gehen die Säugerpopulationen zurück

Regenwald
In der Hälfte der tropischen Wälder stehen Säugetiere unter Jagddruck. © Ruth Archer/ pixabay

Tierwelt unter Druck: Viele Säugetiere in den Tropen sind durch menschliche Jagdaktivitäten bedroht. Wie eine Studie zeigt, stehen die Populationen in rund der Hälfte der tropischen Wälder unter erheblichem Jagddruck – sogar in geschützten und auf den ersten Blick noch intakten Gebieten. Langfristig drohen dadurch nicht nur empfindliche Folgen für die Tierwelt, warnen die Forscher.

Ob zur Holzgewinnung oder um Platz für Siedlungen oder große Monokulturen zu schaffen: Die Abholzung der tropischen Regenwälder ist schlecht für das Klima und nimmt vielen Tieren den Lebensraum. Doch selbst in auf den ersten Blick noch intakten Waldgebieten ist die Tierwelt zunehmend bedroht. Denn viele Spezies werden dort im großen Stil bejagt – oftmals auch illegal.

Wie sehr dieser Jagddruck die Fauna gefährdet, hat jüngst eine Studie von Ana Benitez-Lopez von der Radboud-Universität im niederländischen Nijmegen und ihren Kollegen offenbart. Demnach gingen die Vogelpopulationen in einigen bejagten Wäldern um 58 Prozent zurück, die Säugetierzahlen sogar um 83 Prozent. Wie sehr aber wirkt sich die Bejagung insgesamt auf die Säugetierwelt in den Tropen aus?

Rückgang um mehr als 40 Prozent

Dieser Frage sind die Forscher um Benitez-Lopez nun mithilfe von Modellberechnungen nachgegangen. Ihre Simulationen basierten auf Daten zur Entwicklung von Säugerpopulationen in bejagten und nicht bejagten Gebieten aus den vergangenen 40 Jahren und bezogen sich auf insgesamt 3.281 Arten.

Die Ergebnisse zeigten: Die Populationen mittelgroßer Spezies wie Affen könnten im Schnitt um 27 Prozent zurückgegangen sein. Für größere Tiere wie Leoparden, Elefanten oder Nashörner gehen die Wissenschaftler sogar von einem Rückgang von mehr als 40 Prozent aus.

Sogar intakte Wälder betroffen

„Jäger schießen hauptsächlich große Spezies, weil sie mehr Fleischausbeute bedeuten und zudem oft auch kommerziell wertvolle Nebenprodukte wie Horn und Knochen liefern“, erklärt Benitez-Lopez. „Hinzu kommt, dass sich große Säugetiere langsamer vermehren und sich ihre Populationen somit weniger schnell erholen.“

Insgesamt, so die Prognose, steht die Säugetierwelt in rund der Hälfte der tropischen Wälder unter Jagddruck. Spürbare Populationsrückgänge sind die Folge: „Sogar Wälder, die auf Satellitenbildern intakt aussehen, in denen also keine Abholzung stattfindet, könnten von Populationsrückgängen und Artenverlusten betroffen sein“, konstatiert die Wissenschaftlerin.

Hotspot Westafrika

Das Forscherteam kalkulierte auch, in welchen Regionen die Bedrohung durch die Jagd wahrscheinlich besonders hoch ist. Als mögliche Treiber für Jagdaktivitäten galten dabei unter anderem eine hohe Bevölkerungsdichte in der Region, gute Zugangsmöglichkeiten für Jäger sowie das Vorkommen begehrter Tiere.

Demnach liegen die Hotspots mit dem höchsten Jagddruck in West- und Zentralafrika, insbesondere Kamerun, sowie in Südostasien. „Unsere Berechnungen offenbaren, dass dort sogar unter Naturschutz stehende Gebiete von den negativen Folgen der Jagd betroffen sein könnten“, berichtet Benitez-Lopez.

Nicht nur die Tierwelt leidet

Wie die Forscher betonen, wirkt sich der Jagddruck langfristig jedoch nicht nur auf die Tierwelt aus. Denn: Verschwinden große Raubtiere, nimmt zum Beispiel der Anteil der Pflanzenfresser zu – mit negativen Auswirkungen für die Vegetation. Und werden Tiere bejagt, die Früchte fressen und deren Samen über ihren Kot verteilen, schadet dies der Regenerationsfähigkeit des Waldes.

Hinzu kommt, dass die Jagd im großen Stil ländlichen Dorfgemeinschaften mitunter auch ihre Nahrungsgrundlage nimmt, da sie auf Fleisch von Wildtieren angewiesen sind. „Jagdeffekte wurden in großen Analysen zur Biodiversität bisher kaum betrachtet. Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse diese Lücke füllen und zu einem besseren Schutz der besonders bedrohten Gebiete führen“, schließt Benitez-Lopez. (PLOS Biology, 2019, doi: 10.1371/journal.pbio.3000247)

Quelle: PLOS/ Radboud-Universität

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