Sensible Nasen: Regelmäßige Kaffeetrinker sind offenbar auch die besseren Kaffeeriecher. Wie Experimente zeigen, reagieren Menschen mit einer Vorliebe für das koffeinhaltige Heißgetränk besonders sensibel auf sein typisches Aroma. Anders als Nicht-Kaffeetrinker können sie demnach selbst kleinste Mengen dieses Dufts erschnüffeln. Interessanterweise hängt diese Fähigkeit dabei auch mit dem subjektiven Verlangen zusammen.
Ob als Cappuccino oder Espresso, gebrüht oder gefiltert: Kaffee ist eines der beliebtesten Getränke der Welt. Besonders gerne wird er als „Wachmacher“ konsumiert, denn sein Koffein bringt Kreislauf und Gehirn in Schwung. Doch auch der Kaffeeduft allein kann bereits erstaunliche Wirkungen entfalten, wie Studien enthüllen. Demnach reagiert das Gehirn auf diesen Duftreiz ähnlich wie auf einen Schluck Kaffee – sogar Matheaufgaben lösen wir dann leichter.
Wissenschaftler um Lorenzo Stafford von der University of Portsmouth haben nun einen anderen Aspekt des Kaffeedufts untersucht. Sie wollten wissen: Können regelmäßige Kaffeetrinker dieses typische Aroma womöglich besser riechen als andere Menschen? Um dies herauszufinden, führten sie unterschiedliche Riechtests mit insgesamt 94 Probanden durch – darunter wahre Kaffeesüchtige, moderate Kaffeetrinker und Nicht-Kaffeetrinker.
Empfindlicher nur für einen Duft
Die Ergebnisse zeigten: Regelmäßige Kaffeetrinker konnten den Kaffeeduft tatsächlich besser und schneller von anderen Düften unterscheiden als Teilnehmer, die wenig oder gar keinen Kaffee konsumierten. Dabei gelang es ihnen sogar, selbst kleinste Konzentrationen des Aromas zu erschnüffeln. Ihre Nase schien für den Kaffeeduft besonders sensibel zu sein – andere Gerüche nahm ihr Riechorgan dagegen ähnlich gut wahr wie bei den anderen Probanden.
Interessanterweise war die Fähigkeit, den Kaffeeduft zu riechen, auch vom individuell empfundenen Verlangen abhängig, wie das Team berichtet. „Je größer die Lust auf das koffeinhaltige Heißgetränk war, desto empfindlicher reagierte der Geruchssinn auf das Kaffeearoma“, berichtet Stafford.
Übertragbar auf andere Suchtmittel?
Nach Ansicht der Forscher legen die Ergebnisse eine direkte Verbindung zwischen suchtähnlichem Verlangen und dem Riechsinn nahe. Sie gehen davon aus, dass der nun beobachtete Zusammenhang auch bei Düften von Drogen wie Tabak oder Cannabis existiert. Bestätigen weitere Untersuchungen diese Vermutung, hätte dies zweierlei Bedeutung: Erstens könnte künftig per einfachem Riechtest ermittelt werden, wie abhängig jemand ist.
Zweitens ergeben sich den Wissenschaftlern zufolge aber auch neue Ansätze für Therapien. So haben frühere Studien gezeigt, dass Menschen darauf trainiert werden können, einen bestimmten Duft mit etwas Negativem zu verbinden – das Verlangen nach der Duftquelle kann so abgemildert werden. (Experimental and Clinical Psychopharmacology, 2019)
Quelle: University of Portsmouth