Röchelnde Vierbeiner: Nicht nur eine flach gezüchtete Schnauzenform kann bei Hunden zu Atemproblemen führen. Auch eine mit dieser anatomischen Besonderheit nicht in Zusammenhang stehende Genmutation führt bei manchen Rassen offenbar zu Schwierigkeiten beim Atmen. Wie Forscher herausgefunden haben, fördert die genetische Variante Schwellungen, die die Luftzufuhr stören. Verbreitet ist sie unter anderem bei Norwich Terriern.
Die gemeinsame Geschichte von Mensch und Hund dauert nun schon mindestens 15.000 Jahre. Als unsere Vorfahren damals begannen, die ersten Wölfe zu zähmen, legten sie den Grundstein für eine ganz besondere Beziehung. Der Übergang zum Haushund hat dabei nicht nur das Sozialverhalten der Tiere geändert. Auch das Aussehen der Vierbeiner wurde im Laufe der Domestikation immer wieder gezielt beeinflusst – teilweise mit problematischen Folgen.
Norwich Terrier im Blick
Moderne Rassen wie die Französische Bulldogge oder der Mops leiden zum Beispiel unter ihrer kurz und flach gezüchteten Schnauze: Diese Hunde haben wegen ihrer anatomischen Besonderheiten oftmals massive Atemprobleme, das Krankheitsbild ist unter dem Fachbegriff Brachycephalic Obstructive Airway Syndrome (BOAS) bekannt.
Das gleiche Problem haben allerdings auch Norwich Terrier häufig, und das obwohl ihre Schnauze eigentlich ganz normal geformt ist. Gibt es neben der anatomischen Ursache möglicherweise noch einen weiteren Faktor, der unsere sprichwörtlich besten Freunde zum Japsen und Röcheln bringt? Um dies herauszufinden, haben Thomas Marchant von der University of Edinburgh und seine Kollegen nun nach Hinweisen im Erbgut der Tiere gefahndet.
Auffällige Genvariante
Für ihre Studie analysierten die Wissenschaftler das Genom von 401 Norwich Terriern und untersuchten zudem deren Atemwege. Dabei offenbarte sich ein Zusammenhang zwischen Atemproblemen und einer bestimmten Mutation in einem Gen namens ADAMTS3. Diese Genvariante wurde in früheren Untersuchungen bereits mit Flüssigkeitsansammlungen und Schwellungen der Atemwege in Verbindung gebracht, wie das Team berichtet.
Weitere Analysen zeigten, dass die nun identifizierte Mutation offenbar auch bei Französischen und Englischen Bulldoggen auftritt. „Dies könnte erklären, warum manche dieser Hunde ihre Beschwerden auch nach einem chirurgischen Eingriff zur Linderung der Atemschwierigkeiten behalten“, erklären die Forscher.
Bei der Zucht beachten
Nach Ansicht von Marchant und seinem Team bleibt die Schädel- und Schnauzenform zwar ein wesentlicher Risikofaktor für das verbreitete Atemwegssyndrom BOAS. „Unsere Studie legt aber nahe, dass auch die Rolle des Gens ADAMTS3 für dieses Krankheitsbild verstärkt in Betracht gezogen werden sollte“, sagt Marchants Kollege Jeffrey Schoenebeck.
Die Wissenschaftler hoffen, dass ihre Ergebnisse in Zukunft die frühe Identifizierung von Hunden mit einem erhöhten Risiko für die Erkrankung ermöglichen – und vielleicht auch die medizinische Behandlung erleichtern. Außerdem plädieren sie dafür, die negativen Effekte der Mutation bei der Zucht zu berücksichtigen und betroffene Tiere nicht mehr zu diesem Zweck einzusetzen. (PLOS Genetics, 2019; doi: 10.1371/journal.pgen.1008102)
Quelle: University of Edinburgh