Großer Unsicherheitsfaktor: Der tropische Pazifik ist schuld daran, dass Klimavorhersagen für die nächsten Jahrzehnte noch immer eine relativ große Unsicherheit aufweisen. Modellsimulationen bestätigen: Die ungenauen Prognosen lassen sich zum Großteil auf die starken, natürlichen Klimaschwankungen in dieser Region zurückführen. Die Forscher fordern daher mehr Beobachtungsdaten, um künftig bessere Vorhersagen möglich zu machen.
Der tropische Pazifik bedeckt rund zehn Prozent der Erdoberfläche – und ist von starken natürlichen Klimaschwankungen gekennzeichnet. Was hier passiert, wirkt sich auf das gesamte globale Klima aus, wie sich zunehmend abzeichnet. So beobachteten Forscher: Trotz anhaltend steigender Treibhausgasemissionen verlangsamte sich die Rate der Erwärmung der Erdoberfläche in den vergangenen Jahren entgegen gängiger Prognosen zeitweise. Interessanterweise passierte dies genau in einer Phase, als im Pazifischen Ozean Temperaturanomalien auftraten – das Meer war kälter als sonst.
„Es war uns schon seit langem bekannt, dass es im tropischen Pazifik starke Klimaschwankungen gibt“, erklärt Mohammad Hadi Bordbar vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. „Außerdem weisen Vorhersagen für die zukünftige Klimaentwicklung auf Zeitskalen von Jahrzehnten eine relativ große Streuung auf.“ Könnte diese Unsicherheit in den Prognosen durch die klimatischen Schwankungen im Pazifik zustande kommen?
Große Streuung
Um diese schon länger gehegte Vermutung zu bestätigen, haben Bordbar und seine Kollegen nun Simulationen mit drei unterschiedlichen Klimamodellen durchgeführt. Dabei führten sie ihre Berechnungen unter der Vorgabe steigender atmosphärischer CO2-Konzentrationen durch und untersuchten, wie sich die Bedingungen im tropischen Pazifik auf die vorhergesagten Entwicklungen auswirkten.
Wie erwartet, war die Streuung in Bezug auf die globale Temperaturentwicklung für die kommenden 20 Jahre relativ groß. Und tatsächlich: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein erheblicher Teil dieser Streuung seinen Ursprung im Bereich des tropischen Pazifiks hat“, berichtet Mitautor Matthew England von der University New South Wales. „In dem von uns untersuchten Szenario hängen die vorhergesagten Änderungen der Oberflächentemperaturen in vielen Gegenden der Welt sehr stark vom Ausgangszustand des Pazifischen Ozeans ab“, ergänzt Bordbars Kollege Mojib Latif.
Mehr Forschung nötig
Angesichts dieser Ergebnisse plädieren die Wissenschaftler nun dafür, diese für das Klima so wichtige Region künftig besser zu erforschen. „Die zur Verfügung stehenden Beobachtungsdaten aus dem Pazifik sind in weiten Bereichen nur lückenhaft“, erklärt Latif. Doch nur wenn dieser Ozean und die mit ihm verknüpften Klimaschwankungen detailliert verstanden werden, seien genauere Prognosen über die langfristige Entwicklung des Weltklimas möglich.
Neben Verbesserungen in den Modellen sind deshalb auch deutlich mehr und bessere Beobachtungsdaten notwendig, um die Güte von Klimaprognosen zu verbessern, so das Resümee des Forscherteams. (Nature Communications, 2019; doi: 10.1038/s41467-019-09761-2)
Quelle: GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung