Sich über viel befahrene Hauptstraßen und durch stickige Tunnel zu quälen, umwabert von den Abgaswolken anderer Fahrzeuge – das klingt nicht unbedingt nach reinem Fahrvergnügen. Doch für Robert Wegener und seine Kollegen vom Forschungszentrum Jülich gehört das zu ihrer Arbeit. Wenn sie sich in ihren Kleintransporter setzen, der mit Messtechnik vollgestopft ist, sind sie der Luftqualität auf der Spur.
Mithilfe ihres „MobiLab“ genannten Labors auf vier Rädern wollen sie herausfinden, wie sich Stickoxide, Feinstaub und andere Schadstoffe in Städten verteilen. Das Team aus Jülich gehört damit zu jenen Helmholtz-Forschern, die Daten zu einer hochaktuellen Debatte liefern. Dieselskandal, Fahrverbote, hitzige Diskussionen über Grenzwerte: Das Thema Luftverschmutzung hat Anfang des Jahres reichlich Schlagzeilen gemacht.
Jede Menge Zutaten
Aber was sind das eigentlich für Substanzen, die das Atmen zum Gesundheitsrisiko machen
können? Was gehört in die Luft und was nicht? Trockene Luft besteht zu 99 Prozent aus den beiden Gasen Stickstoff und Sauerstoff. Der restliche Prozentpunkt setzt sich aus zahlreichen weiteren Bestandteilen zusammen. Dazu gehören zum Beispiel das Edelgas Argon oder das als Treibhausgas bekannte Kohlenstoffdioxid, aber auch sogenannte Spurengase wie Ozon, die teilweise nur in extrem geringen Konzentrationen vorkommen.
Auch feste und flüssige Partikel schweben ohne Zutun des Menschen in der Atmosphäre. Die Palette der Schwebstoffe reicht von Wüstenstaub, Vulkanasche und Meersalz bis hin zu Pollen, Bakterien und Pilzsporen. Zu diesem Gemisch kommen all jene Verbindungen, die der Mensch zum Beispiel durch Verbrennungsprozesse freisetzt. Ab wann sie zur Belastung werden können, ist gar nicht so leicht einzuschätzen.
„Es gibt keine allgemeingültige Definition für saubere Luft“
„Es gibt keine allgemeingültige Definition dafür, was saubere Luft eigentlich ist“, sagt Marcel Langner vom Umweltbundesamt (UBA) in Dessau. Dort orientiert man sich an den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Sie ermittelt regelmäßig für die bekannten Schadstoffe Richtwerte, die im Interesse der Gesundheit nicht überschritten werden sollen. Diese werden auf Basis aller aktuell verfügbaren wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema von der WHO gemeinsam mit externen Expertengremien festgelegt.
Bei einigen Substanzen wie dem zu den Stickoxiden zählenden Stickstoffdioxid (NO2) stimmen diese Empfehlungen mit den Grenzwerten überein, die in der EU gelten. In anderen Fällen wie etwa beim Feinstaub setzt die WHO dagegen deutlich strengere Maßstäbe an – zu Recht, wie viele Experten finden.
Quelle: Kerstin Viering / Helmholtz Perspektiven