Die Mission Artemis gliedert sich in drei große Abschnitte: einen unbemannten Testflug im Jahr 2022, eine Mondumrundung mit Astronauten im Jahr 2024 und schließlich die Mondlandung am lunaren Südpol im Jahr 2025. (Stand März 2022)
Einmal zum Mond und zurück
Der erste Flug der neuen Mondmission soll im August oder September 2022 von Cape Canaveral aus starten – zunächst unbemannt. Diese Mission dient in erster Linie dem Test der Orion-Raumkapsel und dem mit ihr gekoppelten Europäischen Servicemodul (ESM). Ähnlich wie bei den Apollo-Missionen dient die Kapsel als Habitat für Astronauten. Das Servicemodul liefert das Triebwerk, den Strom und die Lebenserhaltungssysteme. Für Artemis-1 übernehmen zwei mit Messgeräten gespickte Dummys den Platz der Astronauten.
In ihrem Ablauf ähnelt die Artemis-1-Mission dem Flugplan der Apollo-8-Mission vor gut 50 Jahren: Die Raumkapsel fliegt zum Mond, tritt in den lunaren Orbit ein und umkreist den Erdtrabanten einige Tage lang. Dann bringt eine Zündung der Antriebsdüsen die Kapsel aus dem Mondorbit heraus auf den Rückweg zur Erde. Einziger Unterschied: Artemis-1 wird die Raumkapsel in einer Schleife rund 65.000 Kilometer über den Mond hinaus bringen – weiter als jede Mondmission zuvor. Als kleine Zusatzleistung soll die Mission zudem 13 CubeSat-Minisatelliten ins All bringen. Dennoch: Im Prinzip muss Artemis-1 nichts leisten, das nicht schon gemacht worden ist.
Trägerrakete gesucht
Das Problem jedoch: „Wir haben im Moment keine Rakete, die die Orion und das Europäische Servicemodul zum Mond bringen kann“, räumte NASA-Administrator Jim Bridenstine im März 2019 ein. Seit Einmottung der Saturn V existiert weltweit keine Trägerrakete mehr, die die Last eines solchen Raumschiffs nicht nur bis in den Erdorbit, sondern auch darüber hinaus bringen kann.
Das Space Launch System (SLS) der NASA wurde zwar eigens dafür entwickelt, aber ob es rechtzeitig fertig wird, war lange unklar. Denn von dieser Trägerrakete waren bis 2019 nur die Einzelteile getestet, darunter die Haupttriebwerke, die aus recycelten Triebwerken der Space Shuttles bestehen. Geflogen aber war der komplexe, 98 Meter hohe Koloss noch nie. „Die SLS hat Probleme, ihren Zeitplan einzuhalten“, gab Bridenstine zu. „Wir verstehen erst jetzt besser, wie schwierig dieses Projekt ist und dass es zusätzliche Zeit brauchen wird.“
Mondflug in zwei Schritten?
Aber auch eine kommerzielle Rakete, die stark genug wäre, um die Orion samt Servicemodul zum Mond zu bringen, gab es nicht. Zwar hatte Bridenstine zwischenzeitlich erwogen, für die Artemis-1-Mission eine Delta IV von Boeing oder eine Falcon Heavy von SpaceX einzusetzen. Diesen Raketen aber fehlt die Oberstufe, die diese Nutzlast aus dem Erdorbit bringen kann. Um dies zu ermöglichen, müsste daher eine Raketenoberstufe getrennt mit einer weiteren Trägerrakete in den Orbit gebracht und dort mit der Orion verkuppelt werden. Dieses Manöver wurde jedoch noch nie getestet und bislang fehlt der Orion dafür das Dockingmodul.
„Zwar würden einige der kommerziellen Vehikel funktionieren, mit keinem jedoch könnten wir die geplante Mondumrundung der Artemis Mission 1 in unserem Zeitplan und mit unserem Budget schaffen“, so Bridenstine. „Diese Analyse hat uns darin bestärkt, weiter auf das SLS zu setzen.“ Der Plan ging trotz der großen Schwierigkeiten auf: Inzwischen idzt das Space Launch Sytsem (SLS) fertig und Artemis-1 kann durchgeführt werden – wenn auch mit zwei Jahren Verspätung.