Sensationeller Fund: Vor der Küste Schwedens haben Archäologen ein nahezu intaktes Schiffswrack aus der Zeit des Christoph Kolumbus entdeckt – ein einzigartiger Fund. Das 500 Jahre alte Schiff ist so gut erhalten, dass sogar die hölzernen Masten noch stehen und Teile der Segelaufhängung erkennbar sind. Besonders rar ist zudem ein Beiboot auf dem Hauptdeck, das selbst nach Jahrhunderten fast unberührt am Mast lehnt.
Es war die Zeit der großen Seefahrer und Entdecker: Vor rund 500 Jahren begannen gleich mehrere europäische Seefahrernationen, immer weiter in zuvor unbekannte Meeresgebiete vorzustoßen. Vasco da Gama suchte und fand den Seeweg nach Indien, Christoph Kolumbus wollte Indien erreichen und entdeckte Amerika. Seereisen wie diese wurden durch Fortschritte im Schiffsbau, vor allem aber durch verbesserte Navigationshilfen möglich.
Schiffswracks können spannende Einblicke in die Seefahrt jener Zeit liefern, aber viele von ihnen sind durch die Jahrhunderte auf dem Meeresgrund stark zerfallen. Meist finden Unterwasserarchäologen nur noch einzelne Wrackteile und Teile der Ladung und Ausrüstung wie bei den Wracks von Kolumbus‘ Schiff Santa Maria oder der Esmeralda aus der Flotte Vasco da Gamas.
500 Jahre am Meeresgrund
Umso spektakulärer ist daher der aktuelle Fund: Am Grund der Ostsee, rund 150 Kilometer südöstlich von Stockholm, haben Archäologen ein verblüffend intaktes Schiffswrack aus der Zeit des Christoph Kolumbus entdeckt. Datierungen zufolge muss das 16 Meter lange Schiff in der Zeit zwischen 1490 und 1540 gebaut worden sein – höchstwahrscheinlich zu Beginn des 16. Jahrhunderts, wie die Forscher berichten.
„Dieses Schiff stammt damit aus der Zeit von Christoph Kolumbus und Leonardo da Vinci“, sagt Projektleiter Rodrigo Pacheco-Ruiz vom auf Unterwassererkundung spezialisierten Unternehmen MMT. „Dank des kalten, brackigen Wassers der Ostsee ist es aber selbst nach 500 Jahren am Meeresgrund bemerkenswert gut erhalten.“ In seiner Größe, der Form und den Masten ähnelt das Schiff stark dem Bautyp von Pinta und La Nina, den beiden kleineren Schiffen von Kolumbus, wie die Archäologen erklären.
„Als wäre es erst gestern gesunken“
Das Schiffswrack steht aufrecht in rund 120 Metern Tiefe und ist bis auf das beschädigte Achterdeck völlig unversehrt. „Es ist fast, als sei es erst gestern gesunken“, berichtet Pacheco-Ruiz. Selbst die Masten stehen noch und Teile der Takelage sind erkennbar. Der Bugspriet und das gerade, mit Schnitzereien verzierte Heck sind ebenso erhalten wie die hölzerne Ankerwinde und die Bilgenpumpe. Schwenkbare Kanonen belegen zudem, dass das Schiff bewaffnet war.
„Auf dem Hauptdeck findet sich eine besonders rare Entdeckung: ein Beiboot“, so Pacheco-Ruiz. Mit diesem Boot ruderte einst die Mannschaft einst vom Ankerplatz des Schiffs an Land und zurück. Heute, rund 500 Jahre später, lehnt es am Hauptmast als wäre es gerade erst zuletzt benutzt worden. „Das ist ein wirklich erstaunlicher Anblick“, sagt der Unterwasserarchäologe.
Nach Ansicht der Archäologen könnte dieser Fund sogar das besterhaltene Wrack überhaupt aus dieser Zeit sein.
Grund des Sinkens noch unklar
Warum aber ist dieses Schiff damals gesunken? Weil der Name des Wracks nicht erkennbar ist, ist die Herkunft des Schiffs bisher unklar. Aufgrund seiner Bauweise vermuten die Forscher jedoch, dass es sich um ein schwedisches oder dänisches Handelsschiff handelt. Die Zerstörung des Achterdecks sowie die Kanonen deuten aber daraufhin, dass dieser Frachter nicht in friedlichen Zeiten unterwegs war.
Nach Ansicht der Archäologen könnte das Schiff im Rahmen des schwedischen Unabhängigkeitskrieges versenkt worden sein – einem Krieg, der von 1521 bis 1523 zwischen den dänischen Herrschern und dem schwedischen Volk tobte. Möglich wäre aber auch, dass das Schiff zwischen 1554 und 1557 im Krieg zwischen Russland und Schweden sank.
Die Unterwasser-Archäologen hoffen, dass die weitere Erkundung des Schiffswracks ihnen in der nächsten Zeit mehr Hinweise auf Herkunft und Schicksal dieses historischen Relikts liefern.
Quelle: University of Southampton