Fürsorgliche Eltern: Die riesenhaften Goliathfrösche bauen mit großem Körpereinsatz Kinderstuben für ihren Nachwuchs. Wie Forscher herausgefunden haben, heben die Amphibien Teiche am Rand von Flussufern aus – und bewegen dabei bis zu zwei Kilogramm schwere Steine. Die Frösche sind damit die ersten bekannten Amphibien Afrikas, die aktiv Brutplätze errichten. Möglicherweise ist dieses Verhalten sogar die Erklärung für die besondere Größe der Frösche.
Goliathfrösche erreichen beachtliche Körpermaße: Die in Kamerun und Äquatorialguinea heimischen Lurche werden bis zu 3,3 Kilo schwer und bis zu 34 Zentimeter groß – die Beine noch nicht mitgerechnet. Damit sind sie die mit Abstand größten Frösche der Welt. Wie viele andere Vertreter der Amphibien sind die riesenhaften Wesen jedoch zunehmend bedroht. Dies liegt nicht nur daran, dass sie in ihrer Heimat für ihr Fleisch gejagt werden. Auch die Zerstörung ihrer Lebensräume, schnell fließenden Flüssen in Regenwäldern, setzt den Goliathfröschen zu.
Auffällige Teiche im Regenwald
Um diese Froschart in Zukunft besser schützen zu können, versuchen Wissenschaftler mehr über deren Biologie herauszufinden. Denn trotz ihrer sagenhaften Größe sind die Goliathfrösche bisher kaum erforscht, vor allem über ihr Fortpflanzungsverhalten ist so gut wie gar nichts bekannt. Aus diesem Grund haben sich Marvin Schäfer vom Museum für Naturkunde in Berlin und seine Kollegen nun auf Spurensuche im Regenwald gemacht.
In Kamerun fahndeten die Forscher entlang des Mpoula Flusses nach Eiern und Kaulquappen von Goliathfröschen. Dabei identifizierten sie 22 Stellen, an denen die Riesen offenbar ihren Nachwuchs großzogen. Das Besondere: Auffällig häufig befanden sich Eier und Kaulquappen der Frösche in kleinen Teichen am Ufer, die künstlich mit angehäuftem Material und Steinen von der Wasserströmung abgegrenzt worden zu sein schienen. Was steckte dahinter?
Bis zu zwei Kilo schwere Steine
Weitere Beobachtungen enthüllten: Die Goliathfrösche bauten diese Kinderstuben mit einem Durchmesser von etwa einem Meter und einer Tiefe von rund zehn Zentimetern offenbar selbst. So dokumentierten Schäfer und sein Team, wie sich die Brutplätze im Laufe mehrerer Tage veränderten. Dabei haben Elterntiere drei unterschiedliche Arten von Bauwerken in petto, wie die Forscher berichten.
Beim ersten Typ nutzen die Frösche natürlich entstandene Mini-Teiche, die sie lediglich von Blättern und anderem störenden Material befreien. Die zweite Variante erfordert dagegen schon etwas mehr Einsatz: Die Frösche entfernen Material aus flachen Pfützen und häufen dieses am Rand gezielt zu einer Art Damm an. Ähnlich gehen die Amphibien auch bei Teichvariante Nummer drei vor. In diesem Fall bewegen sie sogar bis zu zwei Kilogramm schwere Steine, um einen klar abgegrenzten, runden Pool zu erschaffen.
Erklärung für Riesenhaftigkeit?
Doch nach der schweren körperlichen Arbeit ist die elterliche Fürsorge noch nicht vorbei. Wie Kameraaufnahmen belegten, bewachen die Goliathfrösche ihre Eier und jungen Kaulquappen auch. Vor allem nachts halten sie demnach am Rand der Teiche Wache. „Goliathfrösche sind nicht nur riesig, sondern auch liebevolle Eltern“, konstatiert Schäfer. „Die kleinen Teiche schützen ihre Eier und Larven davor, von der Strömung weggespült zu werden, und vor Räubern im Wasser.“
Damit sind die Goliathfrösche die ersten bekannten afrikanischen Amphibien, die aktiv Brutplätze für ihre Nachkommen bauen. Dieses Verhalten könnte nach Ansicht der Wissenschaftler auch ein Grund für die besondere Größe der Frösche sein: „Sie bewegen manchmal Steine mit einem Gewicht von zwei Kilo. Wir glauben, dass diese mühsame Tätigkeit erklären könnte, weshalb erwachsene Frösche überhaupt Riesen sein müssen“, sagt Schäfer.
Besserer Schutz als Ziel
„Die Tatsache, dass wir dieses Verhalten erst jetzt entdeckt haben, zeigt, wie wenig wir über die Biologie selbst der spektakulärsten Kreaturen unseres Planeten wissen“, betont Mitautor Mark-Oliver Rödel vom Verein „Frogs & Friends“ in Berlin. Die Forscher hoffen, mit ihren nun veröffentlichten Ergebnissen und weiteren Forschungsarbeiten das notwendige Wissen sammeln zu können, um künftig nachhaltige Schutzmaßnahmen für Goliathfrösche und viele andere bedrohte Arten zu ermöglichen. (Journal of Natural History, 2019; doi: 10.1080/00222933.2019.1642528)
Quelle: Taylor & Francis/ Museum für Naturkunde