Archäologen haben Zeugnisse der Eroberung Jerusalems durch die Babylonier gefunden – einem Ereignis, das schon in der Bibel beschrieben wird. Am Zionsberg stießen sie auf eine Ascheschicht, in der babylonische Pfeilspitzen, Gefäßscherben, Lampen und andere Relikte untergemischt lagen. Diese Fundkombination passt gut zu den überlieferten Berichten über die Inbrandsetzung großer Teile der Stadt im Jahr 586 vor Christus, wie die Forscher berichten.
Die Eroberung Jerusalems durch die Babylonier und die Zerstörung des ersten Tempels im Jahr 586 vor Christus gilt nach der Zerstörung des zweiten Tempels durch die Römer als einer der großen Einschnitte in der Geschichte der Stadt. Der Überlieferung nach belagerten die Babylonier unter König Nebukadnezar die Stadt mehrere Monate lang, bis sie schließlich die Stadtmauern durchbrechen konnten. Dann brannten sie den Tempel Salomos, den Königspalast und viele Wohnhäuser nieder.
Skythische Pfeilspitzen und Asche
Jetzt haben Archäologen um Shimon Gibson von der University of North Carolina in Charlotte erste Zeugnisse dieses historischen Ereignisses am Zionsberg zutage gefördert. Zuvor hatten sie dort bereits Funde von der Belagerung Jerusalems durch die Kreuzritter entdeckt. In einer darunter liegenden Fundschicht stießen sie nun auf Relikte aus der Zeit der babylonischen Besatzung.
Die Archäologen fanden eine Ascheschicht aus der Zeit um 587 vor Christus, unter die verschiedene Objekte gemischt waren. Darunter waren Fragmente von Haushaltsgegenständen wie Tongefäßen und Lampen, aber auch Pfeilspitzen aus Bronze und Eisen in skythischer Machart. „Diese skythischen Pfeilspitzen wurden auch an anderen Kampfplätzen aus dem 7. und 6. Jahrhundert vor Christus entdeckt“, erklärt Gibson. „Man weiß, dass diese Spitzen von den babylonischen Kriegern verwendet wurden.“
Wohnhaus der jüdischen Elite?
Die Ascheschicht allein wäre noch kein Beleg dafür, dass diese Funde aus der Zeit der Eroberung Jerusalems stammen. Aber die Kombination der skythischen Pfeilspitzen mit den zerbrochenen Alltagsobjekten sei ein starkes Indiz. Zudem stimme auch die Lage der Fundstelle: „Wir wissen, wo die alten Befestigungen lagen, daher wissen wir, dass wir hier in der alten Stadt sind“, erklärt Gibson. „Dies war kein Müllplatz, sondern das südwestliche Viertel der eisenzeitlichen Stadt.“
In diesem Viertel könnte einst sogar die wohlhabende Elite gewohnt haben. Denn unter den Funden ist auch ein Ohrring oder Anhänger aus Gold und Silber, wie die Archäologen berichten. „Niemand lässt goldenen Schmuck einfach so liegen“, sagt Gibson. Auch dies spreche dafür, dass die Bewohner schnell vor den Eroberern flüchten mussten.
Weitere Funde erwartet
„Es ist wirklich aufregend, die materielle Signatur eines historischen Ereignisses auszugraben – umso mehr, wenn es sich um ein so bedeutsames Ereignis wie die babylonische Belagerung von Jerusalem handelt“, sagt Gibsons Kollege Ralph Lewis von der Universität Haifa. Noch allerdings haben die Forscher erst einen kleinen Teil der Fundschicht aus dieser Zeit ausgegraben. „Wir erwarten daher, dass wir noch weit mehr von der Eisenzeit-Stadt finden werden“, sagen sie.
„Wir arbeiten uns an dieser Stätte langsam in die Vergangenheit vor, Schicht für Schicht und Periode für Periode“, erklärt Gibson. In der Grabungssaison 2020 aber wollen sie die Zeugnisse der babylonische Eroberung Jerusalems weiter erforschen.
Quelle: University of North Carolina at Charlotte