Kombischaum statt Verband: Eine Kombination aus Naturrezept und Hightech könnte Wunden künftig besser heilen lassen. Ein poröser Polymerschaum hilft den Zellen, schneller neues Gewebe zu bilden. Gleichzeitig verhindert der in den Schaum integrierte Pflanzeninhaltsstoff Curcumin Entzündungen und eine übermäßige Narbenbildung, wie die Forscher berichten. Dieser Kombischaum könnte daher künftig vor allem bei schweren Wunden hilfreich sein.
Damit eine Wunde folgenlos verheilt, ist ein perfekt orchestriertes Zusammenspiel vieler Faktoren nötig. Zunächst müssen Immunzellen angelockt werden, die in einer wohldosierten Entzündungsreaktion Erreger beseitigen und die Wunde reinigen. Dann dichten Blutplättchen die Wunde ab und Haut- und Bindegewebszellen wandern ein, um neues Gewebe zu bilden. Im Idealfall ist nach einigen Wochen von der Verletzung kaum mehr etwas zu sehen.
Gegen Narbenbildung und Heilungsstörungen
Doch so ideal läuft es nicht immer: Ist das sensible Zusammenspiel gestört, kommt es oft zu schlechter Wundheilung oder aber zu wucherndem, verhärtetem Narbengewebe. Beides kann die Gesundheit und Beweglichkeit eines Menschen deutlich beeinträchtigen. Das Problem: Bisher ist der komplexe Prozess der Wundheilung erst in Teilen verstanden. Daher ist auch schwer festzustellen, wie man ihn optimieren könnte.
Eine Methode könnten nun jedoch Forscher um Markus Rottmar von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt gefunden haben. Denn sie haben einen Schaum entwickelt, der sowohl die Wundheilung beschleunigt als auch eine überschießende Narbenbildung verhindert. Dafür greift ihr neuer Schaum mithilfe einer Kombination von Hightech und Naturrezept gleich an mehreren Stellen unterstützend in die Wundheilung ein.
Polymer mit Curcumin
Die erste Komponente ist ein Schaum aus einem Biopolymer, der in ähnlicher Form auch zum Stillen starker Blutungen geeignet ist. Das feinporige Polymergerüst bietet den in die Wunde einwandernden Zellen ein Gerüst, um sich anzusiedeln. Da der Schaumstoff bioabbaubar ist, gestalten die Zellen die angebotene Polymerstruktur nach ihren Bedürfnissen um und bilden ein neues, funktionstüchtiges Gewebe aus.
Die zweite essenzielle Zutat: Curcumin, ein Pflanzeninhaltsstoff aus dem gelben Ingwer (Kurkuma), der schon länger für seine entzündungshemmende Wirkung bekannt ist. Vor allem in Curry-Gewürz, aber auch zum gelbfärben von Lebensmitteln wird Kurkumapulver traditionell genutzt. Doch Rottmar und sein Team verwenden das Curcumin als Zusatz in ihrem Polymerschaum. Denn in Versuchen mit Zellkulturen fanden sie heraus, dass die Produktion von narbentypischen Biomarkern durch diesen Stoff deutlich hinunterreguliert wird.
Polymerverband zum Zuschneiden
In ersten Labortests hat sich das Polymergerüst mit Curcumin bereits bewährt. Demnächst wollen die Forscher ihren Kombischaum in der klinischen Anwendung testen. In Form von größeren, passend zuschneidbaren Polymermembranen könnte der Schaum dann statt eines herkömmlichen Verbands in der Wunde platziert werden.
Vor allem bei schwerwiegenden Verletzungen, etwa nach Verkehrsunfällen oder starken Verbrennungen, sollen die Membranen die Wundheilung optimieren. „Traditionelle Behandlungen zielen auf einzelne Faktoren der Wundheilung, etwa die Sauerstoffversorgung oder die Feuchtigkeitsregulation“, erklärt Rottmar. „Das aber erzeugt nur eine unzureichende Gewebeantwort.“
Quelle: Empa – Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt