Weise Alte: Über die weiblichen Druiden der Kelten weiß man bis heute nur wenig. Jetzt hat eine Forscherin das Gesicht einer dieser weisen Frauen rekonstruiert. Die Druidin lebte vor rund 2.000 Jahren auf den schottischen Hebriden und wurde für damalige Zeit ungewöhnlich alt: Die Rekonstruktion enthüllt das zahnlose, faltige Gesicht einer rund 60-jährigen Frau.
Die Kelten waren während der Eisenzeit über ganz Europa verbreitet – von Anatolien bis nach Irland und Skandinavien. Doch weil diese übersetzt als „die Tapferen“ bekannten Volksgruppen keine Schrift besaßen, ist das Wissen über ihre Lebensweise noch immer lückenhaft. Archäologische Funde legen jedoch nahe, dass die Kelten ihre im Krieg besiegten Feinde enthaupteten und einbalsamierten. Zudem waren Frauen in ihrer Gesellschaft alles andere als gleichberechtigt.
Ungewöhnlich langes Leben
Trotzdem gab es auch keltische Frauen, die einen hohen Status genossen. Ähnlich wie hochrangige Männer waren diese Druidinnen privilegiert und besser ernährt als die meisten ihrer Zeitgenossen. Als Folge lebten sie oft deutlich länger – so wie die Druidin „Hilda“. Diese Keltin lebte wahrscheinlich irgendwann in der Zeit zwischen 40 vor und 400 nach Christus auf den schottischen Hebriden. Sie war bereits mehr als 60 Jahre alt als sie starb.
„Die typische Lebenserwartung von Frauen in dieser Zeit lag bei rund 31 Jahren“, erklärt Karen Fleming von der University of Dundee. „Dass Hilda während der Eisenzeit deutlich länger lebte, spricht für eine privilegierte Stellung.“ Der Schädel dieser keltischen Frau wurde bereits 1833 auf den Hebriden gefunden und seither im Anatomischen Museum der University of Edinburgh aufbewahrt.
Typisches Gesicht einer älteren Frau
Wie die Druidin „Hilda“ einst ausgesehen hat, zeigt nun eine Gesichtsrekonstruktion, die Fleming auf Basis dieses Schädels durchgeführt hat. Ähnlich wie bei forensischen Rekonstruktionen nutzte sie dafür Daten zur typischen Lage und Dicke der Gesichtsmuskeln, um das Gesicht der Keltin quasi vom Knochen heraus nach außen wieder aufzubauen.
Die fertige Rekonstruktion zeigt das Gesicht einer alten Frau mit länglichem Gesicht und markantem Kinn. „Sie war zahnlos als sie starb, was angesichts der Ernährung der Menschen damals wenig überraschend ist“, berichtet Fleming. „Umso beeindruckender ist es, wie lange sie lebte. Ich finde, sie sieht aus wie viele ältere Frauen, die ich im Laufe meines Lebens getroffen habe.“
Wachsfigur auf dem Beifahrersitz
Skurril dabei: Weil Fleming ihre Arbeit teils in Edinburgh und teils in Dundee durchführte, musste sie das Wachsmodell der Druidin hin- und herfahren. Während der Hitzewelle des Sommers 2018 konnte sie ein Schmelzen des Wachses nur verhindern, indem sie die Druidin auf dem Beifahrersitz ihres klimatisierten Autos sitzend transportierte. „Ich bin mir sicher, dass dies ein Anblick war, den viele Passanten so schnell nicht vergessen werden“, sagt Fleming.
Quelle: University of Dundee