Die Glukose, der Traubenzucker, ist die wichtigste kurzfristige Energiequelle unseres Organismus. Mit keinem anderen Nährstoff kann er in so kurzer Zeit so viel Adenosintriphosphat (ATP), die universelle „Energiewährung“ des Körpers, bereitstellen wie mit diesem Zucker. Vor allem das Gehirn ist abhängig von dieser Energiequelle: Rund die Hälfte der Glukose, die unser Körper verbraucht, geht allein auf Konto unseres Denkorgans.
Glukose ist aber nicht nur lebensnotwendig, zu viel davon im Blut kann auch gefährlich werden. Deshalb hat der Körper Mechanismen entwickelt, mit denen die Zuckerkonzentration im Blut innerhalb gewisser Grenzen konstant gehalten wird. Eine wichtige Funktion erfüllt dabei das Hormon Insulin, das in Zellen der Bauchspeicheldrüse produziert wird und den Blutzucker absenkt. Patienten mit Diabetes mellitus haben Schwierigkeiten, über diese Regelmechanismen den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Das kann unterschiedliche Ursachen haben.Diabetes ist nicht gleich Diabetes
Beim Typ-1-Diabetes greift das Immunsystem des Körpers die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse an. Dadurch werden diese nach und nach zerstört und die Insulinproduktion nimmt ab. Der mit einem Anteil von etwa 95 Prozent viel häufigere Typ-2-Diabetes ist dagegen die Folge einer komplexen Interaktion zwischen Umwelteinflüssen, Lebensstil und Genen. Dabei ist die Insulinproduktion zunächst noch intakt, die Wirkung des Hormons ist aber eingeschränkt.
Mindestens sieben Millionen Menschen mit einem diagnostiziertem Diabetes gibt es in Deutschland, 90 Prozent davon haben Typ-2-Diabetes. Die Zahlen steigen stetig. Heute sind rund zehn Prozent der Deutschen betroffen, 1960 waren es nur ein Prozent. Und da viele Menschen nicht wissen, dass sie unter erhöhten Blutzuckerwerten leiden, schätzen Experten die tatsächliche Zahl der Diabetiker in Deutschland auf rund 15 Millionen. Und es werden mehr: Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wird sich die Zahl der Menschen mit Diabetes weltweit von derzeit 250 Millionen bis zum Jahr 2025 auf dann 380 Millionen erhöhen. In Deutschland leben nach WHO-Daten sechs bis acht Millionen Menschen mit Diabetes. Jedes Jahr treten rund 270.000 Neuerkrankungen auf.Viele Gene mit kleiner Wirkung
Diese Frage nach den Ursachen des Diabetes kann bisher auch die Genforschung nicht beantworten – trotz aller Fortschritte in der Entschlüsselung des menschlichen Erbgutes. „Das eine Diabetes- Gen, das alles entscheidet, gibt es nicht“, sagt Hadi Al-Hasani, Direktor des Instituts für Klinische Biochemie und Pathobiochemie am Deutschen Diabetes- Zentrum der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität. Selbst das Super-Diabetes- Gen TCF 7L2, das nach bisherigen Erkenntnissen das höchste Diabetes-Risiko mit sich bringt, leiste nur einen kleinen Beitrag zur Erkrankung.
„Es gibt viele Faktoren, die Blutzucker und Körpergewicht regulieren“, sagt Al-Hasani. Wenn man wisse, warum die Betazellen nach einer Zeit der erhöhten Insulinproduktion untergehen und der Blutzucker entgleitet, könne man rechtzeitig gezielt einschreiten.“ Doch weil der Fett- und Zuckerstoffwechsel ein sehr kompliziertes Regelwerk ist und es nicht reicht, an einer einzelnen Schraube zu drehen, gibt es gegen Diabetes bislang kaum Medikamente.