Umwelt

UN-Nachhaltigkeitsbericht: Auf einem schlechten Weg

Vereinte Nationen drohen ihre Ziele für eine bessere Welt zu verfehlen

Nachhaltigkeit
Wie nachhaltig leben wir? © Rapid Eye/ iStock.com

Schlechte Nachrichten: Mit ihren Nachhaltigkeitszielen wollen die Vereinten Nationen bis 2030 die Grundlagen für eine bessere Welt schaffen – doch davon sind sie noch weit entfernt. Wie der erste Weltnachhaltigkeitsbericht der UNO zeigt, sind die unter anderem für den sozialen und umweltpolitischen Bereich formulierten Vorhaben nur durch einen rigorosen Wandel überhaupt noch zu erreichen. Handlungsbedarf besteht demnach vor allem bei der Energienutzung und der Ernährung.

Eine Welt ohne Armut, in der die wachsende Weltbevölkerung langfristig gut leben kann. Um diese Vision zu realisieren, haben die Vereinten Nationen vor vier Jahren 17 Nachhaltigkeitsziele festgelegt. Sie reichen vom Kampf gegen Hunger, über den Klimaschutz bis hin zu einem nachhaltigeren Konsum und sollen die Welt bis zum Jahr 2030 besser machen.

Doch können diese Ziele überhaupt noch erreicht werden? Ein unabhängiges Team internationaler Forscher hat dies im Auftrag aller UNO-Staaten untersucht und präsentiert seine Ergebnisse nun im ersten Weltnachhaltigkeitsbericht. Schon auf der ersten Seite wird klar: Der Weg ist noch weit. „Unsere Welt, wie wir sie kennen, und die Zukunft, die wir wollen, sind in Gefahr“, schreibt UN-Generalsekretär António Guterres im Vorwort des Reports.

Zum Scheitern verurteilt?

Die Wissenschaftler kommen in ihrem Bericht zu dem Schluss, dass die Menschheit die für 2030 formulierten Ziele trotz aller Bemühungen zu verfehlen droht. Die Nachhaltigkeitsagenda kann demnach nur durch einen tiefgreifenden Wandel noch umgesetzt werden.

Denn wie der Report klar zeigt, ist die derzeitige Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik alles andere als nachhaltig. Soziale Ungleichheiten nehmen eher zu als ab und es drohen unumkehrbare Umweltschäden aufzutreten, die das Wohl des Planeten und damit der Menschen gefährden – sei es durch die steigenden Treibhausgas-Emissionen oder die Umweltverschmutzung durch den Abbau von Rohstoffen. Das Verhältnis zwischen Mensch und Natur muss sich den Forschern zufolge daher grundlegend ändern und Ungleichheiten reduziert werden.

Ernährung und Energie im Fokus

Konkret nennt der Weltnachhaltigkeitsbericht 20 Punkte, die einerseits Missstände repräsentieren und andererseits Potenzial für den nötigen Wandel haben: „Wir haben Systeme definiert, die heute dysfunktional sind, und die gleichzeitig so potent sind, dass sie die ganze Welt in die richtige Richtung lenken können, wenn wir es schaffen, sie neu zu konfigurieren“, erklärt der Co-Leiter der Expertengruppe, Peter Messerli von der Universität Bern.

Als besonders wichtige Schauplätze für Veränderungen beschreiben die Forscher die globalen Lebensmittel- und Energiesysteme. Die Schieflage im Bereich Ernährung wird durch einen Blick auf folgende Zahlen deutlich: Zwei Milliarden Menschen sind weltweit von Ernährungsunsicherheit bedroht und 820 Millionen unterernährt. Gleichzeitig sind aber auch zwei Milliarden Erwachsene und 40 Millionen Kinder im Alter unter fünf Jahren übergewichtig – Tendenz steigend.

Weniger Rindfleisch und fossile Brennstoffe

Der Bericht fordert, in Entwicklungsländern stärkere Sicherheitsnetze zu schaffen, um die Nahrungsversorgung für die dort lebenden Menschen zu gewährleisten. Gleichzeitig gelte es, in allen Teilen der Welt vermehrt auf Fehlernährung in all ihren Formen zu achten. Auch der Einfluss der Lebensmittelproduktion auf die Umwelt bedarf dem Report zufolge stärkerer Aufmerksamkeit.

Ähnlich wie schon im kürzlich veröffentlichten IPCC-Bericht zu Landnutzung und Klima plädieren die Forscher in diesem Zusammenhang unter anderem für die Vermeidung von Lebensmittelabfällen und die Abkehr von tierischen Produkten als Hauptproteinquelle. Der umweltbelastende Verzehr von Rindfleisch müsse dramatisch reduziert werden.

Im Kontext Energie weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass noch immer fast eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu Elektrizität haben, insbesondere in Subsahara-Afrika. Diese Versorgungslücke gelte es zu schließen – gleichzeitig müsse die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft und der Einsatz erneuerbarer Energien im Sinne des Pariser Klimaabkommens entschiedener vorangetrieben werden.

„Harte Entscheidungen nötig“

Als grundlegend für das menschliche Wohlergehen definiert der Weltnachhaltigkeitsbericht darüber hinaus den universellen Zugang zu Grunddienstleistungen wie Bildung, Wohnraum, Sanitärinfrastrukturen, Gesundheitsversorgung und sozialen Schutz. Er ruft dazu auf, zur Erreichung dieser Ziele auch Organisationen wie Gewerkschaften, Frauenverbände und NGOs mit ins Boot zu holen und als Partner bei der Umsetzung der Agenda 2030 einzubinden.

Alles in allem, auch das legt der Bericht nahe, werden die erforderlichen Transformationen nicht leicht zu erreichen sein. Voraussetzung dafür sind den Autoren zufolge einerseits verstärkte Forschungsbemühungen und innovative Ansätze im Bereich der Nachhaltigkeit – und andererseits ein starker Wille der Entscheidungsträger. „Die Agenda 2030 wird uns alle zwingen, harte politische Entscheide zu fällen“, schließt Messerli. (Global Sustainable Development Report, 2019)

Quelle: Universität Bern/ Vereinte Nationen

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