Überraschender Effekt: Männer, die ein Kind bekommen wollen, sollten schon lange vor dem Sex die Finger vom Alkohol lassen. Denn offenbar steigt nicht nur durch mütterlichen Alkoholkonsum das Risiko für Fehlbildungen beim Nachwuchs, wie eine Studie nahelegt. Demnach scheint es einen Zusammenhang zwischen angeborenen Herzfehlern und dem Trinkverhalten des Vaters vor der Schwangerschaft zu geben. Die genauen Mechanismen dahinter sind noch unklar.
Frauen, die während der Schwangerschaft Alkohol trinken, bringen die Gesundheit ihres Ungeborenen in Gefahr. Denn der von der Mutter konsumierte Alkohol gelangt ungehindert über die Plazenta zum Kind und stört seine Entwicklung. Schwerste geistige Schäden, aber auch körperliche Fehlbildungen können die Folge sein. Mediziner sprechen dann vom fetalen Alkoholsyndrom.
Aus diesem Grund gilt für Schwangere und solche, die es werden wollen: Finger weg vom Alkohol! Doch was ist eigentlich mit den Vätern? Studien legen nahe, dass sich nicht alle mit Alkohol assoziierten Fehlbildungen allein durch das Verhalten der Mutter erklären lassen. So leidet etwa jedes vierte Kind mit fetalem Alkoholsyndrom an einem angeborenen Herzfehler – doch einen Zusammenhang zwischen dem mütterlichen Alkoholkonsum und solchen Defekten konnten Studien bisher nur bedingt nachweisen.
Väterlicher Alkoholkonsum im Blick
Forscher um Jiabi Qin von der Central South University im chinesischen Changsha haben daher nun untersucht, ob womöglich das Trinkverhalten des Vaters vor der Zeugung eine Rolle für das Risiko von Herzfehlern spielt. Dafür werteten sie insgesamt 55 Studien aus dem Zeitraum von 1991 bis 2019 aus. Insgesamt betrachteten sie Daten von 41.747 Babys mit angeborenem Herzfehler sowie 297.587 Kindern mit gesundem Pumporgan und deren Eltern.
Würde sich eine Verbindung zwischen dem Alkoholkonsum der Väter und dem Auftreten von Herzfehlern bei den Kindern zeigen? Tatsächlich offenbarten die Ergebnisse: Hatten die Väter in den drei Monaten vor der Schwangerschaft regelmäßig Alkohol getrunken, stieg das Risiko für einen Herzfehler beim Kind um 44 Prozent. Durch Rauschtrinken, das die Forscher als fünf oder mehr Drinks hintereinander definierten, erhöhte sich das Risiko sogar um 52 Prozent. „Wir beobachten ein graduell steigendes Risiko für angeborene Herzfehler mit der Zunahme des väterlichen Alkoholkonsums“, berichtet Qin.
„Hochgefährliches Verhalten“
Auch der mütterliche Alkoholkonsum wirkt sich den Auswertungen zufolge auf das Herzfehler-Risiko aus. Bei Frauen, die vor der Schwangerschaft oder während des ersten Trimesters Wein, Bier und Co zu sich genommen hatten, stellten die Wissenschaftler ein um 16 Prozent erhöhtes Risiko für solche Defekte fest. „Alkoholkonsum und vor allem Rauschtrinken ist ein hochgefährliches Verhalten, das nicht nur die Wahrscheinlichkeit eines Herzfehlers beim Baby erhöht, sondern auch der Gesundheit der Eltern in spe schadet“, betont Qin.
Wie die Forscher betonen, zeigt ihre Studie zwar nur eine Korrelation und keinen kausalen Zusammenhang auf. Zudem ist noch unklar, wie der väterliche Alkoholkonsum fehlerhafte Herzentwicklungen beim Kind bewirkt. Bekannt ist jedoch zum Beispiel, dass Rauchen die Erbinformation in den Samenzellen beschädigt und dadurch womöglich Fehlbildungen beim Nachwuchs verursachen kann – ein ähnlicher Prozess ist auch für Alkohol denkbar. Qin rät daher: „Frauen und Männer, die eine Familie planen, sollten das Alkoholtrinken aufgeben.“ (European Journal of Preventive Cardiology, 2019; doi: 10.1177/2047487319874530)
Quelle: European Society of Cardiology