Seltenes Himmelsschauspiel: Montag Mittag wird der Planet Merkur direkt vor der Sonne vorbeiziehen – er vollführt einen Transit. Fünfeinhalb Stunden lang wird der Planet dabei als winziger schwarzer Punkt vor der hellen Sonnenscheibe zu sehen sein. Sichtbar ist der Merkur dabei jedoch nur mit Fernglas, Teleskop oder in einem der Livestreams zu diesem seltenen Ereignis. Für Astronomen war und ist ein solcher Transit ein wertvoller Helfer für Sonnen- und Planetenforschung.
Die Passage eines Planeten vor seinem Stern ist für Astronomen ein wichtiges und enorm hilfreiches Ereignis. Denn durch solche Transits und das damit verbundene Abdimmen des Sternenlichts haben sie schon hundert von Exoplaneten aufgespürt – und vielleicht sogar den ersten Exomond. Fällt das Sternenlicht bei einem Transit durch die Atmosphäre des Planeten, verrät das Lichtspektrum zudem ihre Zusammensetzung. In unserem Sonnensystem haben die Transits von Merkur und Venus frühen Astronomen unter anderem dabei geholfen, den Abstand der Sonne zur Erde genauer zu bestimmen.
Der Ablauf des Merkurtransits
Am 11. November 2019 ist es nun wieder soweit: Der Merkur zieht direkt vor der hellen Sonnenscheibe vorüber – es gibt einen Merkurtransit. Der Planet wird dabei als winziger Punkt von 0,5 Prozent der Sonnengröße sichtbar – nicht mit bloßem Auge, aber mit Teleskopen oder Kameras. Der erste Kontakt, der Eintritt des Merkur in die Sonnenscheibe, findet dabei um 13:25 Uhr statt, schon zwei Minuten später ist der gesamte Planet als schwarzer Punkt zu sehen.
Im Laufe des Nachmittags wandert der Merkur von links unten nach rechts oben über die Sonnenscheibe. Gegen 16:19 Uhr unserer Zeit – kurz vor Sonnenuntergang – passiert er dabei die Mitte der Sonne. Um dies zu sehen, sollte man sich einen Platz mit freiem Blick auf den Südwesthorizont suchen. Weil die Sonne dann untergeht, können wir von Deutschland aus die zweite Hälfte des Merkurtransits nicht mehr beobachten.
Der Transit endet gegen 19:02 Uhr, wenn der Merkur den Rand der Sonnenscheibe erreicht. Insgesamt dauert der Merkurtransit fünfeinhalb Stunden. Das scheint zwar langsam, doch der innerste Planet legt in dieser Zeit rund eine Million Kilometer zurück – und dies mit dem beeindruckenden Tempo von 48 Kilometer pro Sekunde.
Wie beobachtet man den Transit?
Wichtig für die Beobachtung ist der richtige Schutz der Augen. Denn wie bei einer Sonnenfinsternis gilt: Der direkte Blick in die Sonne – ob mit bloßem Auge, durch einen Kamerasucher oder durch ein Fernglas oder Teleskop – kann schwere Augenschäden verursachen. Deshalb sollte man nie ungeschützt versuchen, dieses Ereignis zu verfolgen. Stattdessen empfiehlt es sich, für Teleskop oder Kamera eine spezielle Sonnenfilterfolie zu kaufen und sie vor das Objektiv zu setzen.
Im Gegensatz zur Venus ist der Merkur bei seinem Transit zu klein, um mit bloßem Auge sichtbar zu sein. Mit einem starken Fernglas oder einem kleineren Teleskop ist der winzige schwarze Punkt aber schon sichtbar. Möchte man eine Kamera nutzen, kann ein Teleobjektiv mit 400 bis 500 Millimetern Brennweite schon ausreichen. Dabei sollte man aus Sicherheitsgründen nicht durch den optischen Sucher schauen.
Livestreams zum Merkurtransit
Einen „Logenplatz“ beim Merkurtransit bieten mehrere Livestreams von Sternwarten und großen Teleskopen. Dank ihrer größeren Auflösung ist der Planet bei seiner Wanderung über die Sonnenscheibe gut zu verfolgen. Im Internet gibt es Livestreams zum Merkurtransit unter anderem vom Griffith Observatory, dem Virtual Telescope Project oder der ESA. Eine ungewöhnliche Perspektive bietet zudem der Livestream vom Solar Dynamics Observatory (SDO) der NASA – er zeigt den Transit aus dem Weltraum.
Wie kommt ein Merkurtransit zustande – und wann?
Merkurtransits sind zwar nicht ganz so selten wie die Transits unseres Nachbarplaneten Venus, aber auch sie kommen nur gut ein Dutzend Mal pro Jahrhundert vor. Der Grund: Zwar zieht der Merkur auf seiner Innenbahn etwa alle 108 bis 130 Tage zwischen Erde und Sonne vorbei. Weil die Merkurbahn aber gegenüber der Erdbahn um sieben Grad geneigt ist, wandert der Planet dabei nicht immer genau vor der Sonne vorbei.
Es gibt aber zwei Punkte der Merkurbahn, an denen diese die Ebene der Erdbahn schneidet. Diese Bahnknoten passiert die Erde jedes Jahr am 7. oder 8. Mai und am 10. oder 11. November. Einen für uns sichtbaren Transit gibt es immer dann, wenn der Merkur die Erde zu einer dieser beiden Zeiten überholt. Merkurtransits können daher immer nur im Mai oder November auftreten.
Weil der Merkur im November der Sonne näher ist und daher die Chance auf einen passenden Winkel größer, sind die Novembertransits fast doppelt so häufig wie Maitransits. Dafür dauern sie „nur“ fünfeinhalb Stunden, während die Merkurtransits im Mai gut sieben Stunden anhalten.
Wie selten ist ein Merkurtransit?
Der letzte in Mitteleuropa sichtbare Merkurtransit ereignete sich am 9. Mai 2016. Bis zum nächsten jedoch müssen wir noch 13 Jahre warten, denn er wird erst wieder im November 2032 stattfinden. Der Abstand von 13 Jahren ist dabei keineswegs Zufall: Die komplexe Himmelsmechanik sorgt dafür, dass die Merkurtransits nicht immer, aber auffallend häufig im Abstand von 13 oder 33 Jahren auftreten.
Der erste Astronom, der den Zeitpunkt eines Merkurtransits korrekt vorausberechnete, war Johannes Kepler im Jahr 1629. Er sagte damals voraus, dass der nächste Transit sich am 7. November 1631 ereignen würde – und lag damit richtig. Der britische Astronom Edmond Halley war im Jahr 1677 einer der ersten, die den Verlauf eines Merkurtransits genauer beobachteten und vermaßen. Dabei kam ihm die Idee, den Abstand der Erde zur Sonne über einen solchen Transit zu ermitteln. Im Jahr 1716 setzten dies Astronomen aus aller Welt beim Venustransit um.
Quelle: NASA, Sky and Telescope, Universe Today