Am Limit: Erstmals ist es Forschern gelungen, den Herzschlag eines Blauwals zu belauschen – mit überraschendem Ergebnis. Denn das riesige Herz des Meeressäugers schlägt fast nie „normal“, sondern wechselt zwischen zwei Extremen: Beim Tauchen ist es mit zwei bis acht Schlägen pro Minute ungewöhnlich langsam, an der Wasseroberfläche dagegen rasend schnell. Das Herz des Blauwals arbeitet damit fast ständig am Limit des biologisch Möglichen, wie die Forscher berichten.
Wie schnell das Herz eines Säugetieres schlägt, hängt von seinem Stoffwechsel und der Körpergröße ab. Bei kleinen Säugetieren wie der Maus liegt die Herzrate bei rund 600 Schlägen pro Minute, große Tiere wie der Elefant leben dagegen fast schon in Zeitlupe: Sein Herz schlägt im Schnitt nur 25 bis 30 Mal pro Minute. Wir Menschen liegen mit einem Ruhepuls von 60 bis 70 Schlägen eher im mittleren Bereich.
Wie aber ist es beim Blauwal? Diese Meeressäuger sind mit Abstand die größten Tiere der Welt – udn entsprechend riesig ist auch ihr Herz: Berechnungen zufolge hat ein Blauwal von rund 23 Metern Länge und 70 Tonnen Gewicht ein rund 319 Kilogramm schweres Herz – und dieses pumpt mit jedem Schlag rund 80 Liter Blut durch den Körper. Doch wie schnell es dies tut, konnte bisher niemand messen.
Mobiles EKG für einen Blauwal
Jetzt jedoch ist dies Forschern zum ersten Mal gelungen – bei einem männlichen Blauwal in der kalifornischen Monterey Bay. Jeremy Goldbogen von der Stanford University und seine Kollegen kombinierten dafür ein mobiles EKG-Gerät mit vier kräftigen Saugnäpfen, die das Sensorpaket an der Walhaut festhielten. In zwei der Saugnäpfe fädelten die Forscher Elektroden ein, die die Herzschläge des Wals einfangen und ans EKG-Gerät übertragen sollten. „Ich war mir wirklich nicht sicher, ob das funktionieren wird, weil so viele Dinge klappen mussten“, sagt Goldbogen.