Energie

Energiewende: Hilfe für kleine Gemeinden

Neues Online-Tool ermittelt optimalen Energiemix und Fördermöglichkeiten

Energiemix
Welcher Energiemix ist der richtige? © Petmal/ iStock.com

Unterstützung beim Umstieg: Forscher haben ein Online-Tool entwickelt, das kleinen Gemeinden bei der Energiewende helfen soll. Das System ermittelt für einzelne Ortschaften individuell den optimalen Energiemix und klärt über Fördermöglichkeiten und Kosten auf. Entscheidungsträger können dabei eigene Schwerpunkte setzen und Wünsche angeben. Ziel ist es, Unsicherheiten hinsichtlich der Umstellung auf erneuerbare Energien zu verringern.

Um den Klimawandel noch abzubremsen, ist die Energiewende unabdingbar. Auch für kleine Gemeinden bedeutet das: Sie müssen sich vom alten Energiemix verabschieden und vermehrt auf Wind-, Solarenergie und Co setzen. Oftmals ergeben sich im Zusammenhang mit dieser Aufgabe allerdings Fragen und Unsicherheiten.

Wie kann die Umstellung genau aussehen? Welche Form der Energieversorgung eignet sich am besten und welche Fördermöglichkeiten gibt es möglicherweise? Damit gerade Vertreter kleinerer Gemeinden mit diesen Fragen nicht alleine gelassen werden, haben Forscher vom Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) in Karlsruhe nun ein Werkzeug entwickelt, das Licht ins Dunkel bringen soll.

Visualisierter Wärmebedarf der Gemeinde Neumark (486 Einwohner): Dunkle Farben deuten auf einen hohen Wärmebedarf hin. © Open Data Thüringen | virtualcitySYSTEMS GmbH | Layout: Daniel Cebulla (JENA-GEOS-Ingenieurbüro GmbH)

Individuell zugeschnitten

„Mit unserer Software können sich Bürgermeisterinnen und Bürgermeister über die technischen Möglichkeiten im Bereich der Energiewende sowie die entsprechenden Förderungen informieren – und zwar individuell auf die Gemeinde zugeschnitten“, erklärt Liane Rublack vom IOSB. „Wärme und Elektrizität müssen dabei nicht zu hundert Prozent regenerativ erzeugt werden, vielmehr setzt das Tool auf einen Energiemix aus konventionellen und erneuerbaren Erzeugungsanlagen.“

Wie gut die Hilfestellung funktioniert, haben die Wissenschaftler bereits in vier Modellkommunen in Thüringen getestet: in Kahla, Werther, Neumark und Großobringen, die jeweils weniger als zehntausend Einwohner haben. Für die Entscheidungsträger in den Gemeinden sieht das folgendermaßen aus: Sie tragen zunächst den Namen ihrer Gemeinde in das Online-Tool ein und erhalten daraufhin nähere Informationen zum Strom- und Wärmebedarf in ihrem Ort.

Vorschlag für Energie- und Anlagenmix

Anschließend geben sie ihre Wünsche für die künftige Strom- und Wärmeversorgung an. Auf welche Technologien möchten sie gerne setzen, welche möchten sie lieber ausklammern? Dabei stehen zahlreiche Optionen zur Auswahl, beispielsweise Solar- und Windenergie, Strom- und Wärmespeicher, Öl- und Gasbrennwertkessel, Luftwärmepumpen sowie Erdwärmepumpen. Auch Wünsche bezüglich anderer Faktoren werden abgefragt. Steht die Minimierung des CO2-Ausstoßes im Vordergrund oder soll der Fokus eher auf die Bezugskosten der Energie gelegt werden?

Als Basisdaten für die Auswertung nutzt das Tool Standardlastprofile für Haushalte sowie die Zeitreihen für erneuerbare Energiequellen, die der Deutsche Wetterdienst hinterlegt hat – in diesem Fall die der Thüringer Wetterstation bei Erfurt-Weimar. Als Ergebnis erhalten die Entscheidungsträger einen Vorschlag, wie ein Energie- und Anlagenmix aussehen könnte, der den Zielvorgaben entspricht. Auch die Kosten für Installation und Betrieb, die Energiebezugskosten, die Menge des CO2-Aussstoßes sowie Möglichkeiten der Förderung werden angegeben.

„Potenzial aufzeigen“

„Wir möchten mit unserem Tool den Stein ins Rollen bringen und Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern kleiner Gemeinden das Potenzial aufzeigen, das erneuerbare Energiequellen für ihren Ort bieten“, sagt Rublack. Bisher sind die für die Berechnung notwendigen Daten für Gemeinden in Thüringen mit weniger als 10.000 Einwohnern in dem System hinterlegt. Das Tool lässt sich prinzipiell jedoch auch in anderen Bundesländern nutzen, wie die Forscher betonen.

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft

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